CALMING SIGNALS - Seminar mit Turid Rugaas

GESCHICHTE DER "CALMING SIGNALS" (CS)

Turid Rugaas war erst gewöhnliche Hundetrainerin mit eigenen Hunden in Wettbewerben (Unterordnung, Fährte, ...) und hat schon Hunde für fast alle Bereiche (z. B. auch Lawinen- und Rettungshunde) ausgebildet. Ihr fiel auf, dass viele Menschen Probleme mit ihren Hunden haben und viele Hunde nicht mit ihren Haltern zufrieden sind. Aus Unzufriedenheit mit den üblichen Methoden und Mangel an Fachliteratur in den 60er-Jahren musste sie durch Beobachtung und Erfahrung dazulernen. Ihr Psychologiestudium, Unterrichtseinheiten veterinärmedizinischer Fachrichtung und Lernen von Hundetrainern im Ausland sind weitere Stationen ihres Weges. 1989 wurde die Beschäftigung mit der „Hundesprache“ aktuell. Die bei Wölfen beschriebenen aggressionsmindernde Signale wurden zu jener Zeit den Hunden von Wolfsforschern abgesprochen. Das forderte Turid Rugaas ähnlich heraus wie die Aussage vieler Leute, dass auf ihrem kleinen Hof keine Rosen gedeihen würden. Wer weiß, dass sie gerade deshalb 200 Rosen gepflanzt hat kann sich denken, wie die Geschichte der „Calming signals“ weitergeht. In einem zweijährigen Projekt wurden von ihr und einem Kollegen zwischen 2000 bis 3000 Hunde beobachtet und mit Video- und Photokameras aufgenommen, um der Hundekommunikation auf die Spur zu kommen. Im nächsten Schritt wurden die Signale erfolgreich selbst (den Hunden gegenüber) verwendet.

Waren die Leute ihren Ergebnissen gegenüber anfangs noch recht zurückhaltend, so änderte sich das nach einer Konferenz in Montreal ziemlich rasch. Sie musste einem Professor, der über seine Hundebeobachtungen referierte, einfach drastisch widersprechen und es setzte fast eine Kopfjagd auf sie ein. Voller Neugierde wollte man von ihren Beobachtungen erfahren und sie wurde zu einem Vortrag in die USA eingeladen, worauf das Interesse rasch stieg. Auf vielfaches Drängen entstand dann auch ihr Buch „Calming signals in dogs“.

 

WIE SIND HUNDE EIGENTLICH?

Dieses Wissen ist die Basis ihres Hundetrainings, welches Turid Rugaas natürliches Training (nicht sanftes Training) nennt. Durch natürliche Art und Weise der Kommunikation soll dabei eine Kooperation von Mensch und Hund entstehen. Dafür ist es wichtig, über Hundeverhalten bescheid zu wissen. In der Vergangenheit wurde wenig Hundeverhaltensforschung betrieben, über Wölfe forschte und wusste man schon mehr. Es wurden jedoch Gefangenschaftswölfe beobachtet, bei denen vieles anders abläuft als bei Wölfen in freier Wildbahn. In den letzten fünf Jahren wird laufend Neues bekannt, dass es schwierig ist, am neuesten Stand zu bleiben. Andererseits gibt es auch Geheimniskrämerei, Wissen wird einfach nicht weitergegeben. Ein kynologisches Fachbuch, as älter als 5 Jahre ist, kann alt veraltet gelten.

Dias begleiten nun unsere Reise, die vor etwa 30 Mio. Jahren beginnt, als die heutigen „Cousins“ Wolf und Hund noch eine Art waren. Dia 1 zeigt ein Wolfsrudel mit fünf Tieren, die auch unsere Hunde sein könnten – abgesehen davon, dass das Wolfsverhalten auf das Überleben fokussiert ist. Die Überlebensinstinkte sind sehr dominant, d. h. sie sitzen tief, um automatischen Reaktionen entsprechend wie auf Knopfdruck das richtige Verhalten im richtigen Moment abzuspulen. Hunde besitzen das selbe Instinktverhalten, wenn auch gemildert (oder in Fragmenten), was oft zu Problemen führt. Viele Hunde haben wegen ihres automatischen Instinktverhaltens Konflikte mit ihren Besitzern. INSTINKTVERHALTEN KANN MAN NICHT WEGSTRAFEN, WIR MÜSSEN DAMIT UMZUGEHEN LERNEN!

Ursprünglich hatten alle Hunde Stehohren und lange Schnauzen. Schäfer- und Schlittenhunde entsprechen diesem Bild heute noch, sie sind jedoch deshalb nicht näher mit Wölfen verwandt als andere Hunde (DNA-Tests beweisen es). Ein auf allen vier Pfoten stehender Deutscher Schäferhund ohne „Kängurubeine“, wie sie von Showzüchtern propagiert werden, hat heute noch ein wolfsähnliches Erscheinungsbild. Showzüchter argumentieren Notwendigkeit der „Känguru“-Hinterbeine für einen raumgreifenden Trab. Einen wirklich raumgreifenden Trab hat jedoch der Wolf mit seiner unverzüchteten Anatomie. Ein anderes Züchterziel sind völlig sinn- und nutzlose kleine, geschlossene Pfoten statt der ursprünglich großen, spreizbaren Pfoten mit Grip. In weiterer Folge wurde auf unterschiedliche Farben, Flecken, Punkte, Tupfen, Streifen, lange (Hänge-)Ohren, längeres und kürzeres Haar, kurze Beine, fehlende Schwänze, unterschiedliche Formen und Größen usw. gezüchtet. Wenn bei einem Hund alles auch noch so „falsch“ sein sollte – sehr klein, kurze Beine, haariges Gesicht, Ringelrute oder gar kein Schwanz, ... aber innerlich ist er dennoch ein kleiner Wolf, sein Instinktverhalten ist nicht verändert (höchstens fragmentiert).

JAGDVERHALTEN

Die Auslöser (Sinneswahrnehmung von Bewegungen, Geräuschen, Gerüchen) dafür sind schon früh wirksam. Mit 6 bis 7 Wochen folgen Welpen bereits einem rollenden Ball, später jedem sich bewegenden Objekt (je öfter umso besser). Wenn z. B. Kindern, Joggern und Radfahrern nachgelaufen wird, ist das NATÜRLICH, ABER GEFÄHRLICH UND UNERWÜNSCHT. Dieses Verhalten läuft instinktiv ab, es ist ein Automatismus und der Hund überlegt nicht: “Soll ich oder soll ich nicht?“ BESTRAFUNG (abgesehen von äußerst grausamen Methoden) BRINGT ABER KEINE ABHILFE, NUR EINE ÄNDERUNG DES VERHALTENS!

Soll einem Hund beispielsweise das Verfolgen von Autos abgewöhnt werden, muß im Idealfall nach dem ersten Auftreten dieses unerwünschten Verhaltens sofort mit einem Trainingsprogramm begonnen werden: Alle Möglichkeiten dazu müssen vermieden und Alternativverhalten angeboten werden. Das Hetzverhalten wird so nicht eingeübt sondern alternativ umgelenkt. Eingeübtes Verhalten ist wesentlich schwieriger umzulenken, Turid Rugaas erzählte von einem Fall mit einer Umtrainingszeit von zwei Jahren.

Das Reagieren auf Auslöser ist wie das Plündern von Mistkübeln, Fressen von allem Erreichbaren etc. ebenso wie Neugierde NATÜRLICH UND NICHT ZU BESTRAFEN. Ein Hund soll auch immer erst ihre Umgebung erforschen können. Viele Hunde werden deswegen nervös, weil sie nie eine neue Umgebung untersuchen dürfen.

Dann verfolgen Hunde und Wölfe die Spuren, um die Beute zu finden. Das Hetzen findet bloß kurze Zeit am Ende statt. Viele Leute glauben, dass Hunde viel laufen sollen, Jagd ist aber größtenteils mühsames und langsames Aufspüren der Beute. WILLST DU EINEN HUND MIT PROBLEMEN, LASS IHN RENNEN, RENNEN, RENNEN ... (= Hetzen einüben).

Zupacken und festhalten

der Beute ist ein weiteres notwendiges Inventar des Jagdverhaltens und ein sich windendes Beutetier wird instinktiv fester gepackt, damit es nicht entkommt. Daher sollte man auch keinem Hund EIN OBJEKT (Leine, Bringsel, Arm, Tier, Kind ...) DURCH ZIEHEN ENTREISSEN WOLLEN SONDERN RUHIG VERHARREN. Wiederum werden viele Hunde für ein Wissensdefizit der Menschen bezüglich der Hundeinstinkte bestraft.

Das abschließende Töten der Beute kann auf unterschiedliche Weise geschehen:

Große Beutetiere wie Elch oder Bison können nur im Team nach verteilen, einkreisen, stellen und aufreißen von Hals und Bauch überwältigt werden und bedeutet Schwerstarbeit. Die dabei erforderliche Koordination der Gruppe funktioniert, ohne es gelernt oder befohlen zu bekommen. Dagegen ist es lächerlich, wie Hunde von Menschen oft hin- und hergeschickt werden. Wölfe können große Beutetiere töten, die meisten Hunde infolge ihrer schwächeren Kiefer nicht mehr.

Kleine Beutetiere wie z. B. Kaninchen werden im Nacken oder am Rücken gepackt und totgeschüttelt. Zupacken im Nacken oder am Rücken bedeutet für Caniden: „ICH TÖTE DICH JETZT“. Kein Wolfsforscher hat je beobachtet, dass ein Wolf einen anderen im Nacken packt. NIE EINEN HUND AM NACKEN PACKEN. Das ist KEINE Korrekturmethode sondern wurde bloß von einem Menschen verbreitet, der diesen Rat im Sterbebett bedauerte! Diese Maßnahme hat in unserer Gesellschaft die meisten Hunde „getötet“ und Welpen können an dieser Behandlung sogar sterben. Ihr Skelettbau hält dem noch nicht stand und Wolfs- und Hundemütter machen so etwas auch nicht. (Ergäzung 1 von ÖGV-Kursleiterin Eggi Chromacek: Wichtiger Hinweis: Sogar sensitive Hunde können aggressiv werden ® Angstaggression! Wenn ein fremder Hund entgegenkommt, verhalten sich viele Hunde an der Leine aus Unsicherheit etwas "aggressiver". Hundeführer neigen dann dazu, den Hund an der Leine etwas zurückzuziehen, oft mit Leinenruck verstärkt. Der Hund empfindet das als Schmerz oder zumindest als unangenehm und verknüpft diese Empfindung mit anderen Hunden und verhält sich noch aggressiver. In so einem Fall verwende ich zuerst ein Brustgeschirr und mache Aufmerksamkeits- und Konzentrationsübungen mit dem Hund.)

Der Mäuselsprung ist die dritte Beutefang- und Tötungsart, wie sie von Hunden auch mit kleinem Spielzeug praktiziert wird.

Dem Wälzen im stinkigen Fund (Aas oder Faeces), je geruchsintensiver desto besser (und immer im Halsbereich), liegt nach neuester Erklärung das Überbringen einer Botschaft zugrunde: Wölfe ziehen durchaus auch alleine zur Jagd aus. Findet einer einen Kadaver, so wälzt er sich darin, läuft zum Rudel zurück und führt anschließend alle zu seinem Fund. Faeces soll für Hunde die Geruchsqualität von Aas haben. Folglich sollten wir EIGENTLICH STOLZ AUF UNSEREN HUND SEIN, DER UNS EINE BOTSCHAFT BRINGT! Was Strafe in dieser Situation bewirkt bzw. für den Hund bedeutet dürfte wohl klar sein.

Wenn ein Klient sagt, dass sein Hund aggressiv sei, so sollte man hinterfragen, was er meint. Denn man darf Jagdverhalten nicht mit Aggression verwechseln! „Wölfe und Hunde sind ihrer Beute gegenüber nicht aggressiv, sie lieben sie!“ Einige große Hunde töten manchmal kleine Hunde, was in der Regel dem Jagdverhalten zuzurechnen ist. ES IST DAHER WICHTIG, GROSSE HUNDE MIT ALLEN HUNDEN - VOR ALLEM DEN KLEINEN - ZU SOZIALISIEREN, dass diese aus dem Beutespektrum fallen.

VERTEIDIGUNSMECHANISMUS

Verhaltensweisen des Verteidigungsmechanismus sind allen Tieren eigen und bei Hunden durch ihr enges Zusammenleben mit Menschen oft Ursache der größten Probleme. Jedes Jahr werden etwa 11 Menschen von Elephanten getötet, die jedoch Vegetarier sind und Menschen nicht fressen. Sie werden von Menschen durch deren Verhalten provoziert (tatsächlich oder vermeintlich), wobei der Verteidigungsmechanismus ausgelöst wird (Anmerkung: Ist nun die Fluchtdistanz unterschritten kann die Reaktion nur mehr ein Angriff sein.). Katzen kratzen, Bienen stechen, Pferde schlagen aus und Hunde beißen dann eben. Hunde sind jedoch die einzigen Tiere, denen eine Verteidigung nicht erlaubt wird, obwohl dieses Verhalten überlebenswichtig ist. Stellen wir uns doch selbst die Frage, ob wir uns selbst verteidigen dürfen, wenn jemand mit einer Axt in der erhobenen Hand auf uns zurennt! Hunde verteidigen manchmal Futter, Revier, Welpen oder einfach sich selbst. Wenn ein Hund die Zähne zeigt, knurrt und letztlich angreift, dann meist deshalb, weil er sich bedroht fühlt. Zu viele Hunde wurden und werden eingeschläfert, weil sie sich gegen unerfreuliche bis brutale Behandlung wehren, sich (aus Angst) verteidigen. Prof. Klinghammer (vom Wolfpark in Indiana, USA) meint: “Wenn ein Mensch von einem Tier verletzt wird, dann ist es ein Fehler des Menschen.“ Dem stimme ich zu 99 % zu. Wir sollten lernen, Tiere zu beobachten, denn wenn sie angespannt sind und sich bedroht fühlen, dann müssen wir etwas tun! Der norwegische Naturphotograph Arne Naevra hat sich Wildtieren genähert und mit seiner Kamera dokumentiert, was passiert, wenn man auf deren Signale nicht reagiert. So existiert eine besonders eindrucksvolle Photoserie von einem Elch, der durch kräftiges aufstampfen mit einem Bein signalisierte: „Bis hierher und nicht weiter!“ Nach weiterer Annäherung des Photographen erfolgte tatsächlich der Angriff.

Weitere Dias zeigen einen Wolfshybriden, der von seiner Pflegerin mit einem Leckerli gelockt wird. Ein Wolf, der mit diesem zusammenlebt, kommt auch und wird vom bereits bei der Pflegerin befindlichen Wolfshybriden mit zurückgelegten Ohren und offenem Fang „angegrinst“. Der Wolf akzeptiert dies und bleibt auf Distanz. Wölfe und Hunde reagieren nicht über wie wir. Hätten wir dieses distanzfordernde Verhalten respektiert? Wir überreagieren meist aus Angst vor Aggression, aber ein WARNSIGNAL IST KEINE AGGRESSION! Hunde sind folglich verblüfft, wenn wir nicht (passend) reagieren. Hunde mit schlechten Erfahrungen haben einfach eine größere Distanz nötig. Eine Attacke soll den zu nahe herangekommenen Hund vertreiben; das ist Selbstverteidigung und nicht Aggression!

Hunde fühlen sich durch viele tägliche Handlungen bedroht, z. B.

Überbeugen, Hand über ihren Rücken,

eng und fest gehalten werden (Akzeptanz ist erlernbar, aber sie werden es nie gerne haben),

direktes Zugehen auf einen Hund,

Einschränkung der Fluchtmöglichkeiten (Anleinen, Zwinger, Beengung...),

Kombination mehrerer Fehler verstärkt die Bedrohung (wie in dem Dia, wo die eigene Besitzerin mit erhobenen Armen direkt auf ihren Hund zugeht und diesen auch noch anstarrt.).

Im nächsten Dia geht die selbe Person ohne direkten Blickkontakt mit gesenkten Armen am Hund vorbei und der Hund hat keinen Streß mehr.

Ein weiteres Dia zeigt eine Situation auf einem Hundeabrichteplatz, wo wartende Hunde zu nahe am trainierenden Hund stehen. Diese beengte Situation erfordert einfach mehr Raum. Es ist wichtig AUCH ANDERE HUNDE ZU RESPEKTIEREN, WENN MIT DEM EIGENEN GEARBEITET WIRD. (Der eigene Hund ist auf seine Aufgaben konzentriert und merkt mitunter nicht, dass er anderen zu nahe kommt oder er befindet sich in Zwiespalt zwischen gehorchen und Konfliktvermeidung. Da müssen wir für ein geeignetes Umfeld sorgen und vordenken!)

Bei vielen Straßenbegegnungen sind Auseinandersetzungen durch unhöfliche direkte Annäherung (und eventuell durch beengte Verhältnisse verschärft) vorprogrammiert. Hier hilft nur schrittweises Akzeptanztraining (oder vorerst auch gesplittete Begegnungen, wobei die Hunde außen geführt werden und die Menschen direkt aneinander vorbeigehen).

 

RUDELVERHALTEN

Viele Mißverständnisse der Verhaltensweisen und Reaktionen von Alphawölfen rühren daher, daß Wolfsforschung lange Zeit nur an Gefangenschaftswölfen durchgeführt wurde, die ein ganz anderes Bild als freilebende Wolfsrudel abgeben. Der bekannte Wolfsforscher David Mech meint: “Wolfsrudel sind Familien – Eltern mit deren Nachkommen.“ Im Gegensatz dazu werden in Gefangenschaft meist Einzeltiere zu Rudeln zusammengeführt. Von Alphatieren zu sprechen ist irreführend, denn normalerweise sind es ELTERNTIERE. Sie haben zwar ein Alpharolle inne, aber die liebevolle Aufzucht und Pflege der Jungtiere hat Priorität. In einem wildlebenden Wolfsrudel wurden noch nie derartige Rangkämpfe wie in einem Gefangenschaftsrudel beobachtet, Wolfs- und Hundeeltern sind fürsorgliche, liebende Eltern. Wachsen die Jungtiere heran, so wandern sie entweder ab und gründen eigene Familien oder sie bleiben bei ihren Eltern und unterstützen sie beim nächsten Nachwuchs. Aufgrund der unterschiedlichen Rudelstrukturen von Familienrudeln in freier Natur und von Gefangenschaftsrudeln hielt man lange den starken, (über)dominanten, grießgrämigen Alpha als real, es ist jedoch der fürsorgliche, gute Elternteil!

Ganz wichtig ist für einen neugebackenen Hundehalter folgendes: “Für einen WELPEN IST ALLEINSEIN FÜRCHTERLICH und unnatürlich! “Im Rudel bleibt immer jemand bei ihnen bis sie alt genug sind, um auf die Jagdzüge mitzukommen. SCHRITT FÜR SCHRITT kann alleinesein LANGSAM gelernt weren, aber Menschen verlangen oft viel zu rasch zu große Fortschritte, was zu Trennungsangstproblemen führt. Es sind richtige SCHOCKERLEBNISSE, die vielen Hunden so schon im zarten Alter zugefügt werden!

Dia 25 zeigt einen Hund liegend, einen zweiten Hund, der daneben steht und den ersten im Nacken hält sowie einen weiteren Hund, der im Hintergrund liegt. Turid fragt ins Auditorium, welcher der Hunde das Alphatier sei? Richtig, es ist der Hund im Hintergrund. Im Vordergrund spielen zwei Jungtiere etwas rauer miteinander, was diese noch im Spiel dürfen, denn bei erwachsenen Hunden wäre dieses Verhalten extrem bedrohlich! Das Alphatier behält die Situation jedoch im Auge. Turid erzählt dazu auch eine Anekdote aus einer mitgefilmten Begebenheit: Erst beim betrachten des Videos fiel auf, was in natura gar nicht registriert wurde. Zwei wild spielende Hunde wurden 5- bis 6mal in kurzer Sequenz von einem kleineren Cockerspaniel getrennt. Dieses Tier war zweifellos das Alphatier, denn es sorgte für Ruhe und Ordnung.

Manche Leute arbeiten nun (mehr oder weniger verkrampft)daran, für ihren Hund Alpha zu sein. Meist tun sie das jedoch nur, um sich selbst besser zu fühlen. Obedience ist (für den Hund) nur eine Serie von Tricks, weiter nichts – meint Turid – und wer zuerst durch eine Türe geht, als Erster ißt usw. KANN Alpha sein .... Sie erzählt dazu von einer Alphahündin in einem Hunderudel, die sehr ruhig und unauffällig war. Wenn diese Hündin in den Raum kam, wurden alle anderen Hunde ruhig und es war ihr egal, ob sie als erste durch die Türe kam oder was auch sonst. Ein anderes Beispiel ist ein Wolfsrudel mit 16 Jungtieren (von ½ bis 4 Jahre alt), welches zuwenig Futter bekam. Die Eltern hatten manchmal Futterstücke zuerst geschnappt und an junge Tiere weitergegeben. Es konnte kein Kampf um Futter beobachtet werden, wobei Tiere die kein Futter abbekamen bis zur nächsten Fütterung am kommenden Tag warten mussten. Wildlebende Wolfseltern würgen für ihre Jungen Futter hervor, weshalb dann der Zirkus mit „zuerst essen“? Das ist erfunden und hat mit dem wirklichen Leben nichts zu tun!

Wenn die Welpen älter werden, müssen sie lernen, Futter von anderen zu respektieren. Auch Spielzeug kann von einem Elternteil mit einem Tabu belegt werden, aber ohne Gefahr und Gemeinheit. Das ist nun kein dominantes Alphaverhalten sondern die Welpen lernen so den Umgang miteinander. Die Botschaft des kurzen Knurrens lautet einfach: „Das gehört mir, laß es in Ruhe.“ Warum nur regen wir Menschen uns dann so auf, wenn uns unsere Hunde das einmal sagen?

Als KORREKTUR wird weder der Nackengriff, noch ein Rückenwurf oder Biß eingesetzt, sondern werden die Jungen zu wild, ZIEHEN SICH die Elterntiere einfach ZURÜCK oder KNURREN ab einem gewissen Zeitpunkt die Halbwüchsigen an. Daraufhin legen sich die Gemaßregelten sofort regungslos hin (auf den Bauch, nicht auf den Rücken!) und mit weit aufgerissenem Maul (so gibt es keine Verletzungen) hält das Elterntier dessen Schnauze mit leichtem Druck von oben nach unten(= PINNING). Danach geht das Alphatier einfach weg.

WIR MÜSSEN VON WÖLFEN UND HUNDEN LERNEN WIE DIESE ZU KOMMUNIZIEREN, DA SIE DIESE ART AM BESTEN VERSTEHEN. (Werden wir doch unserem Anspruch als intelligente Wesen endlich auch unseren Hunden gegenüber gerecht und lernen wir deren Sprache!)

Nochmals: Wölfe und Hunde sind Familientiere, soziale Lebewesen, die in einer ruhigen, friedlichen Atmosphäre leben wollen, aber sie müssen auch ihren Nachwuchs erziehen. Das ist alles, vergessen wir das Alpha-Zeug. WIR MÜSSEN NUR DIE ELTERNROLLE GUT AUSFÜLLEN.

 

FRAGEN AUS DEM AUDITORIUM:

Wie groß soll der Abstand zwischen fremden Hunden sein?

Manche Hunde brauchen eine größere Entfernung zu anderen, um sich sicher zu fühlen, vor allem wenn sie gelernt haben, daß es gefährliche Hunde gibt. Die Distanz ist dabei individuell (200 bis 10 m; beobachte deinen Hund!) und deren Einhaltung entscheidet darüber, ob die Anwesenheit eines anderen gut oder nicht mehr verkraftet wird. (Ergänzung 2 von ÖGV-Kursleiterin Eggi Chromacek: In der Hundeschule wird normalerweise ein Abstand von 2 Metern nach links und rechts zum nächsten Hundeführer mit Hund eingehalten, später kann der Abstand verringert werden.) 

Ist nach einem ausgelassenen Laufspiel das Zwicken von einem in Rückenlage am Boden liegenden Hund normal?

Ja, da in dieser Situation die Hunde vom Laufen aufgeheizt sind und infolge des sich aufgebauten zu hohen Streßpegels überreagieren. Das ist auch bei zu rauem Spiel der Fall, was in Welpenspielgruppen nach 8 – 9 Minuten passieren kann. Ein beruhigen der Situation bringt Abhilfe.

Warum ist mein Hund an der Leine aggressiv und freilaufend friedlich?

Stellen wir uns doch die Frage, was der Hund an der Leine erfährt?

Die Leine wird (zu) straff gehalten, er fühlt am Hals einen unangenehmen Zug, was eine ärgerliche Reaktion provoziert.

Der Hund an der Leine hat gelernt, daß bei Begegnungen mit anderen Hunden die Leine würgt. Es findet eine direkte Assoziation statt (Andere Hunde sind unangenehm.) und seine Reaktion darauf ist ein erlerntes Verhalten.

Der Hund wird meist auch noch zu unhöflichem Verhalten gezwungen, indem sie an der Seite ihres Menschen direkt auf den anderen zugehen müssen. Dabei nähern sich zwei Hunde ohne Menschen normalerweise in einem höflichen Bogen.

Was können wir hier tun?

Lernen, mit dem Hund an der lockeren Leine zu gehen,

im Bogen auf andere zugehen,

wenn der Hund stehen bleibt und am Boden schnüffelt (oder andere Beschwichtigungssignale sendet) NICHT weiterzwingen.

Die Hunde sollen die Situation entschärfen dürfen, wir brauchen ihnen in der Regel nicht anschaffen, was sie zu tun haben. Merke: KONFLIKTVERMEIDUNG IST WICHTIGER ALS GEHORSAM (also geben wir einfach keine falschen Befehle!).

Was mache ich, wenn ein Hund mich am Arm packt?

Damit sagt er auf seine Art: „Hör auf damit, beruhige dich.“ Wir stehen einfach still und schauen weg. Damit sagen wir ihm. „Ich bin ja eh schon freundlich!“

Wie reagiere ich richtig, wenn sich mein Hund in stinkendem Zeug wälzt?

Abrufen und Ersatz bieten, z. B. Käse, ist in Ordnung, bestrafen ist SINNLOS, wenn es bereits passiert ist. Man kann einem Hund schon beibringen, sich nicht zu wälzen, auch ohne Ersatz, aber SCHRITTWEISE.

Vor der Mittagspause erzählte Turid Rugaas noch eine Anekdote: Bei einem Seminar hatten die Teilnehmer Grillhendeln kommen lassen und ein frenetischer Hund wurde von einem anderen, sonst friedlichen Hund am Kiefer gepackt und knurrend fixiert, also nicht mehr losgelassen (mutmaßlich übersprungener Futterstreß). Geistesgegenwärtig ergriff ein Teilnehmer ein Grillhendelstück und hielt es dem fixierenden Hund direkt vor die Nase. Man konnte richtiggehend zusehen, wie der Hund „überlegte“, jedenfalls löste sich die verkrampfte Situation und der fixierte Hund hatte keinen Kratzer! (Dieses Beispiel führt uns vor Augen, daß heikle Situationen oft von uns Menschen provoziert sind (Voraussicht!) und daß bei der Deeskalation derartiger Situationen Phantasie und Reaktionsschnelligkeit gefragt sind.)

Der Nachmittag beginnt mit einigen Erklärungen vorweg:

CALMING SIGNALS

, Beschwichtigungssignale, sind eine Kommunikationsform innerhalb des Rudels, Zähne zeigen, Knurren usw. eine andere. Aggressionsbeschwichtigende Signale sind bei Wölfen seit Konrad Lorenz beschrieben, sie dienen jedoch nicht ausschließlich der Beschwichtigung, sondern verhindern auch Eskalationen. Im Rudel sind diese nötig, um das Entstehen von Konflikten und Aggression zu vermeiden. Ohne derartige Fähigkeiten bzw. derartiges Kommunikationssystem besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit rudelinterner Aggression, was die Wahrscheinlichkeit des Überlebens minimiert und somit zum Aussterben von Rudeln ohne diese Fähigkeiten geführt hat. Heute lebende Wölfe und Hunde sind jedenfalls mit einem gut entwickelten Kommunikationssystem ausgestattet, das vor Jahren in Kanada als „Sprache der Friedens“ bezeichnet wurde. Diese Form der Kommunikation hat sich zum Wohle eines ruhigen, harmonischen Rudellebens entwickelt, es ist eine KONFLIKTVERMEIDUNGSSTRATEGIE.

Lerne, diese Signale zu bemerken!

Hunde sind von sich aus gut darin, aber wir bringen ihnen oft bei, diese Signale nicht mehr zu verwenden, sie verlernen die calming signals (Beobachte deinen und andere Hunde!).

Lerne zu verstehen, warum sie eingesetzt werden!

(Wissen aneignen!)

Lerne, die calming signals selbst einzusetzen!

Arrogant zu erwarten, daß Hunde alle unsere Signale zu erlernen haben, ohne ihnen wenigstens auf halbem Wege entgegenzukommen, erscheint mir doch recht eigenartig. Unsere Sprache ist für sie völlig fremdartig. Angeblich sind wir ja mit „Gehirn“ ausgestatten, also lernen wir doch ihre Sprache! Die etwa 30 Signale sind auch leicht zu lernen.

GRUNDLAGEN für Alles, was wir mit Hunden tun:

Aufmerksamkeit

Für den Hund bedeutet dieses neutrale Signal einfach: „Achtung, aufgepasst!“ und ich kann für praktische Anwendungen weiter darauf aufbauen.

2.

Mit mir an- und abgeleint mitgehen als Schritt zwei wird folgendermaßen entwickelt: Neutrales Signal – Hund kommt – Leckerli als Belohnung – Bewegung – Hund folgt nach – Leckerli ... Jedesmal, wenn ich nun ein Signal gebe, bedeutet es für den Hund: „ Achtung, folge mir“ und er macht bald auch Richtungsänderungen und Wendungen mit. Wenn ich unterwegs bin und z. B. nicht will, dass mein Hund zu einem Photographen hinläuft, dann mache ich ein Geräusch (gebe ein Signal) und gehe weiter.

Das ist die ganze Grundlage für ein Training mit Hunden.

Danach folgten DEMONSTRATIONEN des bisherig Vorgetragenen mit Hunden im Freien, wobei folgende Punkte zu beobachten waren:

Wir müssen schnell reagieren, nicht erst wenn der Hund bei der Ablenkung, Verlockung etc. angelangt ist. JE FRÜHER DER HUND DIE INFORMATION ERHÄLT, DESTO BESSER (sicherer) KANN SEINE REAKTION SEIN.

Wir müssen sofort belohnen, beim Einüben des neutralen Signals bereits, wenn der Hund seinen Kopf zu uns wendet.

Signale kurz geben, nicht die ganze Zeit über wiederholen.

NICHT bei offensichtlicher Ablenkung des Hundes das Signal geben!

NICHTan der Leine ziehen, um den Hund in eine Richtung zu bringen - einfach nur stehen bleiben und den Hund von selbst daraufkommen lassen.

NICHT das Leckerli locken vor die Nase halten – das bekommt er erst nach seiner Hinwendung zu uns zu sehen.

Auch mit der Stimme (am besten gleichzeitig mit dem Leckerli) LOBEN. Das erspart in weiterer Folge ausschließliche Belohnung mit Leckerlis.

Nach einigen richtig durchgeführten Übungen ist eine gute Basis gelegt. Zum Schluß oder nach einer besonderen Leistung hat sich der Hund einen JACK POT, eine besondere Belohnung (mehrere oder besonders beliebte Leckerlis) verdient!

Mit Dias werden uns anschließend die einzelnen BESCHWICHTIGUNSSIGNALE vorgeführt:

KOPF WEGDREHEN, als kurze Geste bis zum Belassen des Kopfes in Seitenblickposition eines der häufigsten CS.

STEHENBLEIBEN ist meist das zuerst gesandte CS bei einer Hundebegegnung. Im Dia blickt einer der stehenden Hunde auch schon zur Seite, was kurz darauf vom zweiten Hund in gleicher Weise beantwortet wurde.

Hunde haben manchmal Probleme wenn sie uns Signale senden, darauf von uns aber keine Antwort bekommen. Sie können dann gestresst reagieren oder einfach aufgeben, mit uns zu kommunizieren.

In diesem Dia hat ein Hund seinen Kopf etwas zur Seite gedreht, blickt aber ängstlich in die vermeintlich gefährliche Kamera. Wenn sich ein Hund gerade vor etwas fürchtet, sollen wir diesen NICHT auffordern, uns direkt anzuschauen!

Sogar beim Spielen wird von Hunden weitgehend ein DIREKTER BLICKKONTAKT VERMIEDEN.

Beugt sich jemand über den Hund und berührt ihn auch noch, so WENDET sich der Hund AB, so gut es geht.

Wird ein (kleiner) Hund hochgehoben, so WENDET er meist seinen KOPF AB, BLINZELT und „LÄCHELT“ (Lefzen zurückgezogen) oft zusätzlich. NICHT auch noch an die Brust drücken, das stresst ihn nur noch mehr!

Zu enges Ablegen zweier fremder Hunde (z. B. bei einem Seminar) kann für lange Zeit gut gehen, aber unter hohem Stress! „Unverständlicherweise sind sie plötzlich aufeinander losgegangen ...“ Bei Beobachtung hätte ein schrittweiser Aufbau der stressgeladenen Situation beobachtet werden können (immer mehr CS wurden gesandt), bis es zur Stressentladung kam.

Das nächste Dia zeigt zwei tratschende, beisammenstehende Menschen, die nicht auf ihre Hunde achten. Diese sind damit beschäftigt, die für sie unangenehme Situation (=Nähe) zu deeskalieren. Hier könnten die Menschen den Hunden HELFEN, indem sie einen größeren Abstand einnehmen und sich jeweils vor ihre Hunde stellen.

Die Abwendung kann auch bloß äußerst geringgradig ausfallen, sodaß schon sehr genau beobachtet werden muß. Wir sehen dies hier an einem ausgezeichneten Polizeihund, der seinen etwas aufgeregten Ausbilder beruhigen will.

Streicheln

wir einen Hund von der Seite, ohne über ihn zu greifen oder zu stehen, so wird sich dieser uns durchaus zuwenden!

Wenn wir dann aber beim Streicheln über ihn greifen, so wird er sich uns abwenden.

Wechseln wir nun wieder zurück und streicheln ihn auf der uns zugewandten Seite, so wendet er sich wieder uns zu, wie in den letzten drei Dias zu sehen war.

Auch bei ungestümen Welpen drehen Erwachsene den Kopf einfach weg. Turid Rugaas hat bei ihren Welpenspielgruppen übrigens immer sichere erwachsene Hunde dabei.

RÜCKEN ZUWENDEN als verstärktes Abwenden.

Dieses Dia eröffnet einen Ablauf, wo ein Chiwawa einen großen Hund anbellt, worauf dieser stehen bleibt.

Der große Hund hat nun auch seinen Kopf zur Seite gewandt und der kleine Hund bellt nicht mehr.

Der große Hund sendetr immer noch CS und der kleine Hund kommt näher.

Der große Hund dreht sich ganz um und geht weg.

Dieses Dia zeigt uns einen Hund an der kurzen Leine, der sich von der Besitzerin abwendet. Sie ist über ihn gebeugt, hat einen Stock in der Hand und hält die Leine straff. Wir sollten unsere Haltung ändern, NICHT eventuell die REaktion des Hundes bestrafen! (D. h. uns aufrichten, Stock weggeben und die Leine lockerlassen.)

Hiezu erzählt uns Turid Rugaas über den stolzen Hundeausbilder, der einen Samojeden therapiert haben wollte, welcher vorher andere Hunde angebellt und attackiert hatte. Im Dia war deutlich zu sehen, daß dem in passender Entfernung an anderen Hunden vorbeigeführten Samojeden von allen anderen Hunden CS gesandt wurden. Also haben die andere Hunde und nicht der Trainer die Arbeit getan.

Wieder eine Serie: Ein furchtsamer Basenji blickt von einem gutmütigen Schäferhund weg, worauf dieser stehen bleibt.

Der Basenji begann zu SCHNÜFFELN. Wenn ihr Hund beim Spaziergang stehenbleibt und schnüffelt, hochschaut, wieder schnüffelt ... dann will er etwas beschwichtigen!

Hier schnüffelt ein Pudel und ein anderer, ebenfalls neu zu einer Gruppe gekommener Hund STRECKT SICH.

Wieder eine Serie: Eine junge Dogge springt an der Leine hoch. Das ist ein genetisch verankertes Verhalten bei Doggen, die schon im Mittelalter auf große Beutetiere wie z. B. Elche gesprungen sind. Und sie springen heute noch, wenn sie erregt sind. Eine passierende Münsterländerhündin zeigt ihren Rücken und schnüffelt.

Kurz darauf schnüffelt auch die Dogge. Besonders JUNGE HUNDE KÖNNEN ES NICHT, wenn sie ERREGT SIND!

Anderen Hunden auf der Straße zu begegnen ist stressig, wenn direkt auf andere zugegangen wird. Ein Hündin schnüffelt vor einem sehr aggressiven Hund (mit seiner 5. Besitzerin!) , der sich nach 1,5 Jahren Training auch ganz ruhig zwischen anderen Hunden bewegen konnte.

Hier haben wir einen jungen Belgischen Schäferhund und einen Lundehund gesehen, der sich anfangs zu keinem anderen Hund hingetraut hatte. Schritt für Schritt konnte er durch Gewöhnung dieses Problem bewältigen.

Nun eine besonders interessante Serie: Eine Berner Sennerhündin, die Menschen gegenüber absolut ängstlich reagierte, ist mit einem vertrauten Menschen und einem Fremden in einem Raum. Der Fremde steht regungslos in einigem Abstand mit dem Rücken zu ihr, die Hündin steht ebenfalls abgewandt, fast versteckt im Türstock.

Die Hündin trank (Übersprungshandlung) die Wasserschüssel neben der Türe fast leer!

Als der Mann nach einer Weile noch immer gleich dastand ging sie zu ihm hin und berührte ihn sogar. Daher ängstliche Hunde einfach total ignorieren(umdrehen)!

Einen Hund zu ignorieren kann auch schlechtes Benehmen korrigieren, wie dieses Dia zeit. Der Hund sprang wie üblich vor und verbellte einen anderen Menschen,. Dieser ignorierte den Hund total und begrüßte den Besitzer, worauf der hund weiter in die alte Richtung blickte, obwohl der Fremde mittlerweile schräg hinter ihm stand.

Ein Elchhund schnuppert an Boden, während seine gereizte Besitzerin ruft. Der Hund muß praktisch stehen bleiben umd weiterschnuppern, um sie zu beruhigen!

Wölfe auf Bisonjagd, die LANGSAM um die Herde GEHEN und so geradezu tun, als ob sie diese gar nicht sehen würden.

So können die Wölfe sehr nahe herankommen und einer (üblicherweise der Leitwolf) kann das Opfer auswählen.

Ein Hund, der beim Heranführen an eine Person am Boden schnüffelt, ist in diesem Dia zu sehen. Einen Bogen zu gehen oder im größeren Abstand vorbeizugehen wäre hier sinnvoll, keinesfalls den Hund weiterzwingen!

Manchmal senken Hunde ihren Kopf nur etwas ab (angedeutetes schnuppern), manchmal passiert dies blitzschnell.

Ein Hund am Wegesrand steht mit seinem Rücken zu einem vorübergehenden Hund. Ein starkes Signal (bei Angst, Streß, Gereiztheit)!

Wieder eine interessante Serie:Zwei Hunde treggen sich und tun anfangs jeweils so, als ob der andere gar nicht hier wäre.

Einer schaut weg und der Andere schnüffelt.

Sie nähern sich einander, die Köpfe werden etwas höher gehalten.

Sie beschnuppern gemeinsam dieselbe Stelle.

Wegbegegnung mit ehemals aggressiven Rottweiler, der einen Bogen geht und schnüffelt.

Zwei Hunde springen jeweils aus einem Auto in das Trainingsgelände und schnüffeln zuerst und bewegen sich voneinander weg.

VORDERKÖRPERTIEFSTELLUNG (wie bei der Spielaufforderung, jedoch ruhig bzw. steif) kann ebenfalls beruhigende Wirkung haben.

Bei geradem Kopf BLICK ZUR SEITE oder BLINZELN. Turid Rugaas erzählt hier die Geschichte einer ihrer Hündinnen, die kein unhöfliches Verhalten anderer Hunde duldete. Ein Rottweiler ist einmal rasch und direkt auf sie zugekommen. Turid hat jeden Augenblick eine Schelte für den Rottweiler erwarten, die jedoch zu ihrem Erstaunen ausgeblieben ist. Bei geneuerer Betrachtung entdeckte sie, daß der unhöflich direkte Rottweiler unentwegt seine Augen von einer zur anderen Seite wandte, was von ihrer Hündin als besondere Art der Höflichkeit akzeptiert wurde.

„MARKIEREN“ kann manchmal ein gesendetes CS sein, kann aber auch auf ausgeschüttetes Adrenalin (Reaktion auf Aufregung) zurückzuführen sein. Adrenalin wirkt wiederum auf das ADH (antidiuretisches Hormon), das den Wasserhaushalt im Organismus regelt. Mehr Adrenalin senkt den ADH-Spiegel und Wasser wird ausgeschieden - entweder als Schweiß oder beim Toilettenbesuch. Auch Hunde urinieren notgedrungen und häufiger bei Streß und Aufregung. Nicht bestrafen, der Harn MUSS abgesetzt werden und der Hund kann gar nichts dagegen tun! Harnabsatz kann weiters einfach Blasenentleerung sein, manchmal wirkliche Reviermarkierung und manchmal auch mit einer Sozialfunktion verknüpft sein: gegenseitiges Darüberpinkeln ohne Wichtigkeit der Reihenfolge – sinngemäß wie eine Einladung zum Tee.

Nicht im Bogen aufeinander zuzugehen ist für Hunde ausgesprochen unhöflich, außer sie kennen sich schon.

Bogenschlagen in großer Entfernung ist ein geeigneter Schritt bei Problemen.

Ein sehr beunruhigter Schäferhund wurde in folgender Serie

im Bogen problemlos um ein „Monster“ herumgeführt,

was auch bei einem anderen Hund bestens funktionierte.

Noch besser kann der Hund beruhigt werden, wenn der Mensch auch noch zwischen ihm und dem „Monster“ oder anderen Hund ... geht.

In Räumen kann man die SEITE PRÄSENTIEREN und langsam sowie im kleinen Bogen vorbeigehen.

Ein großer Kreisbogen kann für Hunde mit Problemen erforderlich sein. Je verträglicher sie sind (oder werden), desto kleiner können die Bögen werden – bis am Ende eine relativ nahe Begegnung möglich ist.

Dem kleinstmöglichen Bogen entspricht dabei das Zuwenden des Kopfes zum Besitzer, während sie gerade am anderen Hund vorbeigehen. Am Ende schauen Hunde von sich aus weg, da sie keine Angst mehr haben.

TRENNEN (Splitting) von Hunden oder auch Personen durch Dazwischendrängen. Die Akteure wollen dabei keinen Raufhandel beginnen, sondern eine entsprechende, potentielle Situation beenden! Auch bei sich umarmenden oder tanzenden Menschen, einem Kind am Schoß, eventuell schon beim Händeschütteln gehen manche Hunde dazwischen, damit kein Streit entsteht.

Eine Begegnung mit einer dritten Person in der Mitte (zwischen den sich begegnenden Hunden), die einfach ruhig geht, wirkt Konfliktentschärfend.

Dieses Dia zeigt einen Cockerspaniel, der zwischen zu rauhe Spielkameraden (Malamute und Bordercollie) hineinläuft.

Bei Hunden mit Problemen hat es sich zur Gewöhnung bewährt, parallel mit einer Barriere (Mensch, ...) in dieselbe Richtung zu spazieren.

Hund spring zwischen handschüttlnden Freunden.

Zwei Hunde treffen sich: Einer legt sich hin, bleibt ruhig und schaut weg. Der andere Hund geht langsam, wendet seine Seite zu und schnüffelt am Boden. Man muß einen schnüffelnden Hund also nicht mit seiner Nase am Boden antworten.

Ist ein Hund beunruhigt, so sollten wir langsam und ruhig gehen und agieren. Je mehr ein Kommando geschrien wird, desto langsamer werden die Bewegungen des Hundes.

LECKEN des Nasenspiegels findet oft sehr schnell statt, sodaß wir Menschen es gerne übersehen.

– 68. Dia: weitere Beispiele dazu

Schon ein hochgehobener und an die Brust gedrückter Welpe wendet sich ab und leckt!

DARAUFSETZEN ist ein seltenes CS, das bei einem Alphawolf und ofter schon bei Leonbergern beobachtet wurde. Das Dia zeigt auch einen dreimonatigen Hund dieser Rasse, der sich auf einen der zwei zu rau spielenden Welpen setzt und zusätzlich wegschaut sowie leckt. Turid erzählt dazu auch eine Anekdote, wo ebenfalls ein Leonberger sich auf seine schimpfende, zierliche Besitzerin gesetzt hat. Er hat sie beschwichtigen, nicht dominieren wollen!

GÄHNEN ist für uns Menschen eines der leichtesten und praktikabelsten CS, das meist auch sehr wirksam ist.

Ein kleines Kind kniet bei einem Hund, der zur Seite blickt und

dann auch zu gähnen beginnt. Wir sollten den Hund aus dieser Situation heraushelfen. Kleine Kinder und Hunde im selben Bereich immer beobachten!

Eine Serie mit vorbildlicher Annäherung an einen fremden, ängstlichen Hund: Die Person geht langsam in einer Kurve auf den Hund zu, sieht dabei weg und wendet die Körperseite zum Hund, geht langsam weiter. Der Hund schaut weg.

Die Person bleibt stehen, hockt sich hin (macht sich klein) und gähnt. Der Hund sieht hin.

Der Hund wirkt interessiert.

Nach einiger Zeit streckt die Person langsam ihre Hand etwas aus, schaut weg und berührt den Hund vorsichtig auf der ihr zugewandten Körperseite.

Bald kann die Person sogar wieder aufstehen und dem Hund die eigene Vorderseite zuwenden. Zum Schluß – nach ca. 20 Minuten – kann sich die Person sogar zum Hund vorbeugen und er nimmt Leckerlis an. Diese Serie zeigte eine 5,5jährige Hündin, die sich vorher noch nie auf einen Menschen zuzugehen getraut hatte! Das erste Treffen ist das wichtigste von allen! Turid Rugaas wird manchmal von der Polizei um Hilfe gebeten, um Streuner einzufangen. Bisher waren maximal 45 Minuten nötig, bis diese Hunde freiwillig ihr und ihrem Hund folgten, was aber deren weiteren Stressabbau wesentlich begünstigt. Diese verängstigten Hunde mit Gewalt zu zwingen, würde alles nur noch schlimmer machen.

Vier Welpen sind zu sehen und führen uns zur Frage, wann Hunde eigentlich mit dem senden von CS beginnen? Alison aus Groß Britannien beobachtete zwei Jahre lang mehrere Würfe und war sehr überrascht.

Nun zeigt das Dia einen sieben Stunden alten gähnenden Welpen in den Händen einer Frau – das ist zu diesem Zeitpunkt alles, was er kann. Es haben alle Welpen immer gegähnt, wenn sie hochgehoben wurden! Den Boden unter den Füßen zu verlieren muß für die Welpen so ziemlich das Erschreckendste sein. Welpen aus Würfen, die weniger häufig hochgehoben wurden, gähnten auch weit weniger. In freier Wildbahn sind die Welpen in den ersten beiden Lebenswochen in der Regel auch keinen Störungen ausgesetzt. Erst mit drei Wochen werden die Welpen zum Rudel gebracht und deren Sozialisierungsphase beginnt. Im Wolfpark in Indiana, USA, wurde folgende Beobachtung gemacht: Eine Wölfin hatte ihren Wurf in einiger Entfernung zum Rudel im Bau. Ihr Partner brachte Futter zur Wurfhöhle und hat danach mit den älteren Jungtieren lebhaft und laut in der Nähe der Wurfhöhle gespielt. Die Wölfin kam zurnig heraus und blichte die anderen Wölfe nur an. Das Toben war sofort beendet, alle Jungtiere stellten sich hinter ihren Vater und schauten verstohlen vor und liefen letztendlich weg. Um die Wurfhöhle ist einfach kein Lärm erlaubt!

Lecken, Wegschauen, Abwenden kommen bei den Welpen als nächste Signale hinzu, bis sie mit sieben bis acht Wochen das gesamte Repertoire der CS verstehen – auch wenn sie noch nicht alle selbst anwenden.

vom Hund, wenn ich sie benötige – aber nicht, dass er mir andauernd in die Augen schaut! Der Hund soll sehen können was ich mache, mich beobachten. Auch verlange ich seine Aufmerksamkeit nicht, sondern ich ERSUCHE ihn darum! Dafür baue ich auf natürlichen Grundlagen auf, hier dem Orientierungsreflex. Da Hunde neugierig sind und sich Geräuschen zuwenden, führe ich als ersten Schritt ein NEUTRALES SIGNAL ein und belohne den Hund für seine Aufmerksamkeit. Dafür eignen sich alle möglichen Signale wie z. B. Klopfen am Schenkel, einfaches Schnalzen usw. (Unsere Stimme ist dafür nicht geeignet, weil sie dem Hund viel mehr als das gesprochene Wort mitteilt – was ihn stressen kann).

= wieder das allererste Dia dieses Vortrages mit dem Wolfsrudel. Wieviel mehr sagt uns diese Aufnahme nun nach dem heutigen Tag „als vor etwa 30 Millionen Jahren“: Ein Wolf liegt, ein anderer liegt und gähnt dabei die vor ihm befindlichen Mitglieder des Rudels an, ein Tier sitzt und wendet sich dabei ab und zwei Exemplare stehen mit dem Rücken zum restlichen Rudel!

Exklusivinterview für x-back, dem Schlittenhundemagazin Österreichs:

Turid Rugaas im Gespräch mit Udo Trummer,

Wien, am 09. 02. 2002:

 

Guten Tag, wenn ich uns vorstellen darf: das ist Hans Mayer und mein Name ist Udo Trummer – wir kommen von x-back, dem österreichischen Schlittenhundemagazin.

Hallo!

Im Rahmen des Österreichischen Schlittenhunde-Sportclubs besteht seit vorigem Jahr eine Tourengruppe, die ich aufgrund langjähriger Bergtourenerfahrung mit meinen Hunden betreue. Es gibt nämlich wesentlich mehr Besitzer von ein oder zwei Huskies als von zehn oder zwanzig Hunden und auch Leute mit anderen Rassen sind willkommen. Unsere Aktionen reichen von einer normalen Sommerwanderung bis zu Wintercamping im Schnee.

Gut!

Danke. Nachdem Schlittenhunde nun gerne von vielen Leuten als „Schwererziehbare“ eingeschätzt werden ...

Sie sind nicht schwierig, sondern für einen speziellen Job gezüchtet, nämlich Schlitten zu ziehen. Sie sind sehr sozial orientiert und können gut in Rudeln leben. Sie wurden nicht dafür gezüchtet, mit einem Menschen eng zusammen zu arbeiten wie z. B. Hütehunde, sie sind deshalb aber keinesfalls schwierigen Hunde.

Haben Sie spezielle Erfahrungen mit Schlittenhunden?

Ja, wir haben viele Huskies, Malamutes und Grönlandhunde in Norwegen.

Eine Ihrer Ausführungen hat mich natürlich sofort an Schlittenhunde denken lassen, nämlich als Sie sagten: „Willst du Hunde mit Problemen, dann laß sie laufen, laufen, laufen, ...“ – wobei ich schon weiß, dass das bei Schlittenhunden eine besondere Bedeutung hat.

Da ist sehr wohl ein Unterschied, weil als ich über Laufen sprach, meinte ich mit voller Geschwindigkeit zu rennen. Schlittenhunde rennen in der Regel jedoch nicht mit voller Geschwindigkeit, sondern laufen konzentriert in einem moderateren Tempo – auch in Norwegen dürfen viele Schlittenhunde nur ein- bis zweimal in der Woche rennen.

Wobei in der Sprintszene voller Galopp fordert wird!

Wichtig ist dabei aber, dass man das dem Hund nicht jeden Tag erlaubt!

Entsprechend einem menschlichen Sprintläufer, der auch bis zu etwa 90% langsameres Ausdauertraining absolviert?

Ja.

Üblicherweise sind Schlittenhunderudel in den wenigsten Fällen reine Familienrudel. Können Sie uns eine relative Angabe über die ideale oder maximale Rudelgröße machen?

Ehrlich gesagt weiß ich das nicht wirklich, weil in Norwegen die meisten Schlittenhunde in Zwingern gehalten werden. Das variiert auch von Rasse zu Rasse. Ich glaube bei Huskies, die – wie es scheint – unter den Schlittenhunden die Sozialsten sind, ist es kein Problem vier, fünf oder auch sechs Tiere zu halten. Das kann bei Malamutes und Samojeden etwas schwieriger sein. Es kommt aber wirklich darauf an, wie sie von Klein auf sozialisiert wurden. Ich kenne Leute, die fünf bis sieben Huskies oder Malamutes als Rudel mit häuslichem Familienanschluß halten – und das funktioniert gut! Diese Hunde wurden aber früh sozialisiert.

Haben Sie auch Erfahrungen mit Grönland- oder Inuithunden, die in Skandinavien wesentlich huskyähnlicher sein sollen als in Grönland – was natürlich, wie ich annehme, auch auf die Haltungsbedingungen zurückzuführen sein wird?

Ja, das mag sein, aber ich habe diesbezüglich keine Erfahrungen, weil ich nie in Grönland war.

Wie würden Sie die Rolle des Menschen in einem Huskyrudel, deren Mitglieder doch nicht so stark auf die enge Beziehung zum Menschen angewiesen sind wie Einzelhunde, beurteilen?

Natürlich müssen auch Huskies auf Menschen sozialisiert werden. Es kommt darauf an, wie sie gehalten werden: Hunde im Zwinger mit wenig Kontakt zu Menschen verhalten sich anders, als wenn sie mit Familienanschluß gehalten werden. Dann gibt es jedoch keinen wirklichen Unterschied zu anderen Rassen.

Ergebnisse einiger Forschungsberichte behaupten, dass es reicht, wenn der Hund täglich zehn Minuten Kontakt zu uns hat. Ich glaube aber, dass für eine echte Beziehung wesentlich mehr erforderlich ist und dass die Menschen im Rudel integriert sein sollen.

Beziehen sich diese Forschungsergebnisse nicht auf Katzen? Mir ist bloß ein Bericht im Gedächtnis, bei dem die meisten Katzen bei täglich zehn Minuten Menschenkontakt im Welpen- und Jugendalter ihre Scheu dem Menschen gegenüber abgelegt hatten darüber hinaus jedoch keine Beziehung entwickelt haben.

Diese Tests wurden auch mit Hunden gemacht.

Wir bemühen uns nun die Sprache der Hunde zu erlernen, wohingegen bisher von den Hunden verlangt wurde, dass sie uns verstehen. Kann es da nicht zu Missverständnissen der Hunde untereinander kommen – und wie können wir dem vorbeugen?

Nein, ganz im Gegenteil. Ein Beispiel: Wenn wir in den brasilianischen Regenwald gehen und bei den dortigen Indianern kein einziges Wort verstehen, werden wir ziemlich begeistert sein, wenn plötzlich jemand unsere eigene Sprache spricht.

Was ich meinte ist, dass bei Hunden das Problem doch dann gegeben ist , wenn sie ihre Art der Kommunikation verlernt haben, weil sie auf unsere Art umgeschult wurden.

Sie vergessen es nicht. Es kann ein Teil davon über Strafe unterdrückt werden, aber wenn sie wieder regelmäßig Gelegenheit dazu erhalten, dann sind ihre eigenen Kommunikationsformen bald wieder aktiv.

Kann bei schlecht sozialisierten Tieren oder nach schlechten Erlebnissen (z. B. Aggression auf schwarze oder stehohrige Hunde, oder Dalmatiner) mit CS eine Besserung bewirkt werden?

Ich würde CS in diesem Fall nicht anwenden, weil CS zwischen zwei Individuen verwendet werden. Wäre ich ein Hund mit einem schlechten Verhältnis zu schwarzen Hunden, dann kannst du nicht bloß dasitzen und CS senden.

Wenn ein Hund eine schlechte Erfahrung gemacht hat, dann müssen wir ein Trainingsprogramm starten und Schritt für Schritt die Akzeptanz gegenüber der Ursache und eventuellen Verknüpfungen erhöhen, also eine klassische Desensibilisierung durchführen.

Ich würde dem keine Beachtung schenken, weil meine aktuelle Aufmerksamkeit der potentiellen Gefahr gilt.

Haben Sie Erfahrungen mit CS bei anderen Tierarten?

Oh ja, ursprünglich habe ich dem keine Beachtung geschenkt, aber Katzen – ich habe selbst 12 davon - verfügen über viele Signale, z. B. verlangsamen sie ihre Bewegungen und sie zeigen Übersprungs- oder Ersatzhandlungen wie etwa Pfotenschlecken.

Und auch Pferde. Bis ich begonnen habe, mich damit zu beschäftigen, ist es mir gar nicht so bewusst gewesen. Als ich dann Videos über Leute ansah, die Pferde mit natürlichem Horsemanship trainieren, konnte ich plötzlich sehen, wie verschreckt die Pferde in diesen Videos waren, sich dadurch ganz offensichtlich bedroht fühlten. Sie haben begonnen den Kopf zu senken, wegzuschauen und sonst noch alle möglichen CS gesandt.

Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass alle anderen Tiere ebenfalls ihre CS verwenden.

Ist es wahr oder ist es eine Möglichkeit, dass das geradezu klassische Missverständnis zwischen Hunden und Katzen damit begründet werden kann, dass Katzen Schreckstarren?

Nein, das glaube ich nicht. Ich denke eher, dass es meistens mit der Flucht der Katze beginnt und das Jagdverhalten des Hundes dadurch ausgelöst wird. Wenn sie sich dann umdreht und den Hund kratzt, kann leicht ein Malheur passieren. Wenn eine Beziehung zwischen Hund und Katze nicht in einer ruhigen, freundlichen Art beginnen kann und sie sich nicht in dieser entspannten Atmosphäre aneinander gewöhnen können, dann wird es meist grob.

Das entspricht auch meiner Erfahrung, aber wäre es im speziellen Fall von beengten Räumlichkeiten wie etwa einer Wohnung, wo die Katze nicht fliehen kann, nicht möglich?

Okay, und die Katze wird den Hund attackieren, um sich mit allen ihren Möglichkeiten zu verteidigen. Der Hund wird die Katze bzw. Katzen verständlicherweise nicht mehr mögen.

Als „Guru“ der neuen ...

Nein, das gefällt ich nicht!

Guru in Anführungszeichen!

Ich denke einfach, dass es eines der wichtigen Dinge ist, bessere Beziehungen zu unseren Hunden aufzubauen und sie so freundlich wie möglich zu behandeln und zu trainieren. Wir sollen auch, so glaube ich, unser Wissen teilen, das wir auf unterschiedlichsten Wegen und in verschiedenen Disziplinen angehäuft haben. Darin sehe ich meine Aufgabe. Daß Leute ihr Wissen nicht teilen wollen, ist meiner Meinung nach heutzutage ein Hauptproblem.

Jedenfalls sind Sie mit dem, was Sie uns beibringen, und mit den Denkanstößen, die Sie uns liefern, ein Hoffnungsschimmer für Viele.

Um diese Frage zu Ende zu führen: Was wollen Sie in diese Richtung erreichen, was ist Ihr Ziel?

Mein Ziel: ich möchte, dass Hunde ein besseres Leben haben, das ist alles. Ich war fünf Jahre alt, als ich meinen Eltern sagte, dass ich Erwachsen werde und etwas für Hunde tun will. Das möchte ich wirklich. Ich möchte keine Hunde sehen, die durch menschliche Behandlung verängstigt, verletzt, frustriert oder gestresst sind. Ich möchte, dass sie ein gutes Leben führen.

Ich glaube es ist ganz wichtig, die Leute darauf aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren, den eigenen Hund zu beobachten. Vor Kurzem fragte jemand während einer Wanderung: „Woran kann ich denn überhaupt erkennen, ob es meinem Hund schlecht geht?“

Andere gehen mit Hunden im bestem Glauben rauh um, weil sie meinen, es muß so sein.

Ja, und sie sehen gar nicht, was ihr Hund ihnen mitteilt. Darum ist es ja so wichtig die CS zu erkennen und die Tatsache richtig zu beurteilen, dass sich Hunde tatsächlich nicht von uns wegdrehen und uns „ignorieren“ um zu verweigern, sondern um zu beschwichtigen! Üblicherweise wird der Hund als dominant, hoffnungslos, Niete, stur ... bezeichnet. Wenn wir ihnen nun erklären, dass das nicht Wahr ist und der Hund tatsächlich Angst vor ihnen hat, dann können wir die ganze Situation vielleicht ändern.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Dame aus der Anekdote mit dem auf ihr sitzenden Leonberger auch der Meinung war, der Hund würde sie dominieren.

Ja, aber sie stimmt mittlerweile zu, dass wahrscheinlich ihr gereizte Schimpftirade die Ursache dafür war.

Eine praktische Frage noch: Tourenkameraden haben einen ursprünglich nicht besonders zugfreudigen Ausstellungshund, der mittlerweile immer öfter mit Freude zieht. Auf das Klickertraining hat er gut angesprochen und kommt auch sofort hoffnungsvoll zu seinen Menschen. Nun ist diese Reaktion vor dem Schlitten kontraproduktiv. Sie bräuchten einen Tipp: Wie sollen sie die nächsten Schritte im Klickertraining aufbauen?

Wenn der Hund sich daran macht, einen Schlitten ziehen, dann ist das natürlich etwas, wofür er belohnt wird. Dann musst du den nächsten Schritt belohnen, z. B. das Ziehen selbst. Als Belohnung haben sich, vor allem am Anfang, Leckerlis und wenn der Hund gelernt hat, dass unsere Stimme etwas Gutes bedeutet, die lobende Stimme bewährt.

Zu Beginn werden wir vielleicht neben dem Hund bleiben und jedenfalls jeden einzelnen erreichten Lernschritt belohnen, der zum erwünschten Zugverhalten führt. WIR BESTÄRKEN IMMER DANN, WENN DER HUND DEN NÄCHSTEN SCHRITT MACHT. Wenn der Hund beginnt, es zu mögen, dann können wir auch mit unserer Stimme von hinten loben.und

Später kann man andere Signale einführen, z. B. für Wendungen, straffen der Zentralleine beim Einspannen und vieles mehr. Hunde können viele Wörter und Signale lernen und unterscheiden – das ist kein Problem.

Turid Rugaas, vielen Dank für Ihre Ausdauer nach diesem Kurstag!

Macht es gut!

 

Das Positivste, was sich bei all meinen Reisen und Vorträgen herauskristallisiert hat, ist der Wille so vieler Menschen, es freundlich und richtig zu machen. Das finde ich wunderbar. Ich glaube, die meisten Leute möchten mit ihrem Hund tatsächlich in der besten Art umgehen. Sie möchten eine neue Beziehungsqualität mit Hunden finden und wenn sie die Alternative kennen, wissen, wie sie vorgehen sollen, dann versuchen sie es. Das zählt zum Besten auf meinen Reisen und auch, diese Menschen zu treffen.

 

Zweiter Seminartag:

FRAGEN AUS DEM AUDITORIUM

eröffnen den Vormittag:

Wenn ich meinen Hund rufe pinkelt er oft noch, bevor er zu mir kommt. Hat er in dieser Situation Streß oder will er mich „auf eine Tasse Tee einladen“?

Für diese spezielle Situation kann keine Fernanalyse gemacht werden. Zu viele Faktoren können dieses Verhalten bewirken, dafür muß die gesamte Situation beobachtet werden.

Worin besteht der Unterschied zwischen CS und Übersprungshandlungen?

Es besteht eigentlich kein wirklicher Unterschied. Übersprungshandlungen haben ja beruhigende Wirkung, so sind diese gleichzeitig CS.

Mein Hund splittet regelmäßig, aber er bellt dabei lautstark und anhaltend. Warum?

Der Hund ist wohl selbst aufgeregt und unsicher dabei.

Mein Schäferhund führt mich in der Früh an meiner Hand aus dem Schlafzimmer, erzählt eine Dame. Was bedeutet das? Will er mich kontrollieren, Kontakt aufnehmen, mich beruhigen oder zu irgendetwas einladen?

Für diese spezielle Situation kann keine Fernanalyse gemacht werden. Zu viele Faktoren können dieses Verhalten bewirken, dafür muß die gesamte Situation beobachtet werden.

Bei Pferden gilt das Absenken des Kopfes auch Menschen gegenüber als beruhigendes Signal. Ist das bei Hunden auch so?

Hunde verwenden dieses Signal nicht als CS, wohl weil wir größer sind.

Mein Hund setzt den Korrektur-Schnauzengriff zu stark, sodaß es den anderen Hund offensichtlich schmerzt und auch leicht verletzen kann. Hilfestellung?

Für diese spezielle Situation kann keine Fernanalyse gemacht werden. Zu viele Faktoren können dieses Verhalten bewirken, dafür muß die gesamte Situation beobachtet werden.

Mein Hund verteidigt sein Spiel- und Kauzeug vor allem anderen Hunden gegenüber zu vehement, am intensivsten zu Hause. Was kann ich tun?

Man bringt dem Hund geradezu bei, seine Sachen zu verteidigen, wenn er mit seinem Spielzeug in einem Raum mit anderen Hunden gelassen wird.

Bringe den Hund NICHT in diese Situation,

Laß es nicht zu, dass Spielsachen längere Zeit zur Verfügung stehen.

IGNORIERE den Hund, wenn er Spielzeug hat, damit er gar kein Verteidigungsverhalten aufbauen kann und muß! Mit jeder Verteidigungssituation würde er nämlich besser darin. Andererseits sollten wir auch lernen es auszuhalten und es akzeptieren können, wenn uns unser Hund durch knurren etwas mitteilt.

Was bedeutet es, wenn Hunde sich schütteln, obwohl sie gar nicht naß sind?

Ein sich schüttelnder Hund will Streß loswerden. Das kann auch beobachtet werden, nachdem wir Hunde gestreichelt haben und weggegangen sind.

Kann man jagende Hunde korrigieren?

Ein Hund, der Jagdverhalten korrekt gelernt hat, ist schwierig zu korrigieren, einem Hund der noch nicht jagt, kann man relativ einfach diesbezügliche Lernschritte verwehren. Allgemein gilt:

VERHINDERE Möglichkeiten und Situationen, die unerwünschtes Verhalten auslösen,

finde und biete dem Hund ein ALTERNATIVES Angebot.

Die Schwanzhaltung soll ja nicht so wichtig sein. Gehe ich recht in der Annahme, dass diese Aussage nur für die CS gilt?

Der Schwanzhaltung wurde über lange Jahre zu viel Beachtung geschenkt. Im Wesentlichen bedeutet ein aufrecht gehaltener Schwanz zu 99,9% bloß Aufregung, nichts genaueres.

Sie sagen immer wieder, dass wir lernen sollen, Knurren unseres Hundes zu akzeptieren – aber doch nicht in jeder Situation!?

Wenn der Hund jemanden anknurrt, dann hat derjenige eine Grenze überschritten und Verteidigungsverhalten ausgelöst. Wir sollten lernen, derartige Situationen zu vermeiden. Dazu erzählt Turid Rugaas wieder eine Anekdote: Sie wurde einmal in einem Raum von einem ihrer Hunde (am Knochen kauend) angeknurrt. In dieser Situation konnte sie jedoch nicht zurückweichen, da sie dem Hund nicht lehren wollte, dass er sie durch Knurren wegtreiben kann. Sie sandte ihm CS und gab ihm eine Anweisung, in eine andere Ecke des Raumes zu gehen. Daraufhin stand sie automatisch zwischen dem Hund und dem Knochen, gab dem Hund ein „Bleib!“-Signal und konnte den Knochen aufheben. Ruhig zu agieren ist wichtig! Nochmals: Wenn ein Hund knurrt, so erzählt das etwas von seinen Gefühlen!

Wie kann ich meinem jungen Rabauken ein sanfteres Spielen beibringen?

Am besten:

Unliebsame Situation verhindern (wenn es bereits soweit ist: Spielabbruch),

und von erwachsenen Profis lernen lassen.

Wie kann ich meinem Hund meine Zuneigung artgerecht zeigen? Wölfe streicheln ja auch nicht!

Wölfe und Hunde TUN es sehr wohl! Sie schmiegen sich aneinander, belecken sich mit der Zunge etc. – Streicheln entspricht dem Körperkontakt. Es ist jedoch eine individuelle Frage, deshalb beobachte ich immer, ob CS gesandt werden. Keinesfalls mit Gewalt kraulen!

Warum fixiert mein Hund bei Begegnungen andere Hunde?

Das muß man sehen. Für diese spezielle Situation kann keine Fernanalyse gemacht werden. Zu viele Faktoren können dieses Verhalten bewirken, dafür muß die gesamte Situation beobachtet werden.

Wie kann

ich bei einem Pekingesen den Schnauzengriff anwenden? Einfach die Hand über sein Gesicht halten. So machen es Hunde ja auch mit Kindern (nur wenn das Kind wegstürmt gibt es Abdrücke oder Kratzer – und zwar regelmäßig an den Außenzonen des Gesichtes. Es soll ja nur eine Lektion erteilt werden, keine Beschädigung!).

Tragen Wölfe und Hunde ihre Welpen am Nackenfell?

NEIN, sie nehmen die Kleinen in Rückenmitte und scheinen den Griff im Halsbereich tunlichst zu vermeiden. Das wäre auch rein anatomisch bei kleinen Welpen gefährlich.

Jagen Wölfe auch, wenn sie NICHT hungrig sind?

Das Jagdverhalten wird nicht durch Hunger sondern durch Auslöser (über Sinneswahrnehmungen) eröffnet. Der Hunger lässt sie losziehen, aber die Jagd selbst wird durch Sinneswahrnehmung von Bewegungen, Geräuschen, Gerüchen ausgelöst. Deshalb verfolgen Hunde auch Katzen, Jogger, Radfahrer, Skater, plündern Mistkübel ...

Mein junger Magya Viszla verbellt aufgeregt ohne schlechte Erfahrung Kinder. Warum?

Das ist ein Spezialfall und hier nicht beantwortbar. Hunde müssen nicht unbedingt schlechten Erfahrungen gemacht haben, vielleicht liegt es auch an der jeweiligen Situation, an einer bestimmten Kombination der Umstände ...

Mein junger Dobermann hoppelt an der Leine bellend auf Menschen und Hunde zu. Bei normalen Benehmen derjenigen beruhigt er sich, andernfalls bellt er weiter. ?

Das ist auch ein Spezialfall, aber für einen jungen Hund ist das durchaus ein normales Verhalten. An der Leine kann ein Hund aber auch kein normales Verhalten lernen. Da muß man schon etwas machen, man muß ein Alternativverhalten finden und dem missbilligtem Verhalten keine besondere Aufmerksamkeit zollen – sonst verstärkt man es! Dieses Verhalten ist schön und einfach umzulenken, SCHIMPFEN VERSTÄRKT das unerwünschte Benehmen jedoch.

Mein neunjähriger Setter kaut oft an seinen Vorderläufen und schleckt mitunter so lange, bis Blut fließt. Eine Entzündung ist oft die Folge. Warum tut er das?

Das hört sich ganz nach einem typischen gestressten Hund an. Das beißen und schlecken mit seinen Folgen sind bloß die Symptome, wir müssen vor allem seinen Stresslevel senken! Für Streß bei Hunden gibt es hunderte von Gründen. Bis wir dahintergekommen sind, können ruhigeres Verhalten unsererseits und CS die Situation bereits entschärfen.

Wie gehe ich mit sehr ängstlichen Hunden um?

Alle Arten der Angst bei Hunden lassen sich behandeln, jede! SCHRITT FÜR SCHRITT DESENSIBILISIEREN ist eventuell sehr mühsam, aber – richtig gemacht - immer erfolgreich. Gerade dabei müssen wir dem Hund die erforderliche Zeit lassen und nicht zu viel zu rasch verlangen! Hat ein Hund beispielsweise panische Angst vor Kühen, so führen wir ihn zuerst an einen Ort mit Kuhgeruch. Wir müssen das Level finden, bei dem sich der Hund noch WOHLFÜHLT. Dann können wir die Annäherung langsam, Schritt für Schritt, steigern. (Den Zeitpunkt für den nächsten Schritt zeigt und aber unser Hund durch ruhige Akzeptanz bzw. Wohlfühlen in der jeweiligen Situation – NICHT WIR bestimmen darüber!)

Kann man Hunden, die ihre eigene Kommunikationsform verlernt haben bzw. denen sie abtrainiert wurde, helfen?

Die CS sind stark verankert und werden nicht vergessen sondern offensichtlich nur überlagert. Hunde reagieren rasch auf positive Verstärkung der CS, wenn diese lange nicht mehr gebraucht wurden. Ein elfjähriger Golden Retriever, der von seinem Besitzer nie angesehen wurde, benötigte bloß einige Wochen zur Wiedererlangung der CS-Kenntnisse, erzählt Turid Rugaas. Die Gelegenheit des Kontaktes mit caniden CS-Profis ist dabei sehr wichtig und die menschliche Anwendung der CS tut das übrige dazu.

Sind unsere Hunde nicht eher den Gefangenschaftswölfen ähnlich als Wölfen in freier Natur? Sind daher für Hunde nicht eher die Forschungsergebnisse über die Gefangenschaftswölfe relevant und die CS-Erziehung nicht einseitig?

Die Erziehung ist auch nicht bloß mit den CS alleine zu erzielen! Hunde haben ein breites Spektrum an Verhaltensmustern, etwa die konträren distanzaufbauenden Signale etc.... Ein Hund ist ein Lebewesen mit vielen komplexen Verhaltensweisen, die wir alle kennenlernen müssen. Wir beschäftigen uns hier mit den CS, weil ich mich dabei besonders gut auskenne und ich immer wieder darum gebeten werde. Das heißt aber nicht, daß es die einzigen Verhaltensäußerungen sind und ich bei meiner Arbeit als Hundetrainerin und Trainerausbilderin nur die CS berücksichtige.

In die Hundezone geht mein Hund, der Kopf bildet mit dem Rücken eine Linie, schleichend hinein, wird flach und steht dann abrupt auf und bellt. Wenn andere Hunde Signale senden, ist das völlig egal. Warum verhält er sich so?

Wieder eine spezielle Situation, die beobachtet werden müsste. Es klingt nach Unsicherheit, aber genaueres kann ich so nicht sagen.

Gibt es CS-Trainer in Österreich?

Hundeforum, Übersetzerin, Dr. König, Hundeschule Böheimkirchen und etliche mehr, wo in der Pause Gelegenheit zu persönlichen Kontakten besteht.

 

CALMING SIGNALS VIDEO: WHAT DOES YOUR DOG TELL YOU?

ZWEI HUNDE TREFFEN SICH UNANGELEINT IM PARK

In einer Entfernung von ca. 200 m beginnt die Kontaktaufnahme und beide Hunde bleiben stehen, bevor eine langsame Annäherung beginnt. Das Video beginnt jetzt, wo die Hunde wieder stehen bleiben bzw. langsamer werden, am Boden schnüffeln und den Kopf senken bzw. den Blick abwenden.

Sind wir mit unserem Hund unterwegs und auf große Entfernung wird ein Hund gesehen - Hunde sind stark visuell orientiert -, so beginnen beide bereits zu diesem Zeitpunkt CS zu senden. Ihre Botschaft lautet: “Ich bin eh freundlich.“

Kommt ein unfreundlicher Hund entgegen, so wird unser Hund üblicherweise mit CS beschwichtigen oder ausweichen wollen. Ist unser Hund jung, unsicher oder er hat schlechte Erfahrungen gemacht, bleibt er stehen und er kann zu bellen beginnen.

Wir wissen nie genau, wie eine Begegnung ablaufen wird. Wir müssen einfach unsere Beobachtungsgabe schärfen. Jeden Tag arbeite ich etwa mit 4 – 6 Hunden und es ist jedes Mal spannend und anders. Je häufiger wir mit Situationen zu tun haben, umso besser werden wir in unserer Beobachtung. Das ist wichtig, denn wir können vorher nie wissen, wie Hunde reagieren. (Jede Situation ist eine andere Kombination von Umständen und Befindlichkeiten.)

 

Beide Hunde machen einen Bogen um einander und sind ganz aufmerksam für alle Signale des anderen: schnelles Zungenschlecken usw. ...Wir können ein regelrechtes Wechselspiel von CS beobachten, da Hunde üblicherweise CS höflich beantworten.

Auch wir können eine Menge lernen, wenn wir diese spannenden und aufregenden Situationen aufmerksam beobachten! ES IST GRAUSAM, EINEN HUND ZU BESTRAFEN, WENN ER NICHT PERMANENT ZU UNS HOCHSCHAUT! Ein uns fixierender, „anhimmelnder“ Hund hat das meist gelernt und wurde dafür belohnt; dieses Verhalten ist eigentlich unhöflich, sagt in dem Fall aber nichts über seine Emotionen aus. Ein Hund der jedoch nie in Richtung seines Besitzers schaut und in die andere Richtung geht, sollte uns zu Denken geben.

 

 

 

STRESS

Aufgrund vieler Fragen erklärt Turid Rugaas Grundlegendes darüber etwas ausführlicher:

Hunde leben in einer Welt voller Sinneseindrücke, sie werden in jeder wachen Sekunde ihres Lebens von ihrer Umwelt regelrecht mit Sinneseindrücken bombardiert. Sie sind ziemlich visuell orientiert, da sie über Blickwahrnehmung kommunizieren. Was sie sehen können, ist oft die erste Information über Geschehnisse in einiger Entfernung. Geruchs- und Geräuschwahrnehmung kommen auf nähere Distanz als Information hinzu. Wie wir Menschen auch sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen Hunde ihre Umwelt und das Gehirn muß diese Sinneseindrücke verarbeiten. Eine Art Filter selektiert die wichtigen Informationen zur Weiterleitung. Sind diese Informationen nun furchteinflößend oder sehr ansprechend, dann wird ADRENALIN produziert und so ein ein Überlebensmechanismus gestartet. Wenn unsere Augen etwa einen heranrasenden Stier erblicken, bekommen wir Angst und es wird sehr schnell Adrenalin gebildet und freigesetzt um schneller weglaufen zu können. Adrenalin macht uns stärker und schneller. Sportler, wie z. B. Diskuswerfer, kann man oft mit ärgerlich verzerrtem Gesicht vor dem Wurf beobachten. Wir Menschen können das bewusst steuern, Hunde nicht.

Vor einigen Jahren wurden Versuche mit Menschen in Risikoberufen (Kampfpiloten, Taucher, ...) mit folgendem Ergebnis durchgeführt:

Gruppe 1

mit nicht besonders hohen Adrenalinspiegel blieben ziemlich ruhig und zeigten oft zu langsame Reaktionen,

Gruppe 2

mit einem kräftigen Adrenalinschub zeigten schnelle Reaktionen und hätten im Ernstfall überleben können und

Gruppe 3

produzierte eine Überdosis Adrenalin und deren Gehirne waren praktisch kaltgestellt, sie waren nicht mehr handlungsfähig.

Diese Unterschiede sind mit ein Grund, warum manche Menschen etwa unter dem Stress von im Lotto gewonnenen 30 Millionen total verrückte Dinge machen und kaufen würden, während andere Menschen damit besonnen umgehen können oder gar nicht wissen, was sie damit anfangen sollen. Oder, dass der Eine in Gefahr über einen hohen Zaun springen kann und der Andere vor Schreck erstarrt.

Das verhält sich auch bei Hunden so. Manche Hunde, die mitttels Elektroschock bestraft werden, produzieren derart viel Adrenalin, dass sie dann ALLES FALSCH MACHEN MÜSSEN. Müßig zu erwähnen, wie sinnlos und brutal diese Methode ist.

Stellen wir uns vor, wir fahren mit dem Auto und unser Auge meldet uns eine potentielle Unfallsituation. Das Gehirn verarbeit diese Gefahrenmeldung und Adrenalin wird freigesetzt, damit wir schneller reagieren können. Alles ist gut gegangen, nichts ist passiert. Die Gefahrensituation ist vorbei, aber die Geschichte mit dem Adrenalin NICHT. Das Ereignis dauerte nur einige Sekunden, aber 5 – 15 Minuten lang wird Adrenalin ins Blut abgegeben. Wir bekommen Schweißhände, Herzklopfen und wir werden ärgerlich. Wer kennt nicht die Schimpftiraden nach derartigen Situationen oder glimpflichen Unfällen?

Im Organismus laufen parallel dazu weitere Prozesse ab:

VERDAUUNGSSÄFTE

werden produziert. Nach einem Adrenalinschub kommt es oft zu Magenbeschwerden, Hunde müssen Kot absetzen oder haben sogar Durchfall.

SEXUALHORMONE

werden produziert, die auch einen Verteidigungsmechanismus mit auslösen: wir werden ärgerlich bis aggressiv. Diese Auswirkung ist ja auch von Sportlern bekannt, die Hormone für das Muskelwachstum einnehmen und gleichzeitig aus sehr leicht reizbar werden. Wenn ein befreundeter Sportmediziner – erzählt Turid Rugaas - den Verdacht hat, dass ein Sportler Hormone einnimmt, dann sagt er das demjenigen. „Will er mich umbringen, dann weiß ich, dass mein Verdacht begründet ist!“ ist sein pointierter Schluß der Anekdote.

Wenn nun ein souveräner Ausstellungshund Stunden danach Durchfall bekommt, dann war er in Wirklichkeit gar nicht so entspannt oder wenn Hunde nach toller Arbeit im Schauring „plötzlich, als eh schon alles vorbei war“, übereinander herfallen, dann wird Streß abgebaut. Häufig stellen Leute gar keine Verbindung zwischen dem unerklärlichen „Unfall“ und den Geschehnissen vor 5 – 15 Minuten her!

Bis Adrenalin, Verdauungssäfte und Sexualhormone wieder ihre Normalwerte erreichen, vergehen ZWEI BIS SECHS TAGE! Wenn ein Hund plötzlich ängstlich oder aggressiv ist, sollte man sich fragen, was war heute, gestern, vorgestern ... um den Grun der Wesensänderung zu finden.

Ein steigender Adrenalinspiegel führt aber auch noch zur Bildung von CORTISOL, einem weiteren Streßhomon, das jedoch langsamer produziert und abgebaut wird als Adrenalin.

Ein sehr einprägsames Fallbeispiel handelt von einem Golden Retriever. Der ruhige und

angenehme Familienhund war damals 5,5 Jahre alt, hatte noch nie Probleme gemacht und war fast immer bei den gemütlichen Familienspaziergängen dabei. Bis zu jenem großen Familientreffen in einem Hotel, in dem Hunde nicht erlaubt waren, wurde er noch nie alleine gelassen. Die Familie wollte schon auf das Treffen verzichten, als ihr Nachbar das Angebot aussprach, sich um den Hund kümmern zu wollen. Gleich am ersten Tag nahm er den Hund mit in die Berge und war mit ihm zirka vier Stunden im Tiefschnee skifahren. Der überforderte Hund war völlig erschöpft und verängstigt – Adrenalinstoß!-, ist zu Hause sogar zusammengebrochen und schlief sehr lange durch. Am zweiten Tag war der Nachbar mit dem Hund an der Leine zu einem kurzen Spaziergang unterwegs, als er den Hund vor einem Auto zurückzog und von ihm gebissen wurde. Der wütende Mann riß den Hund zu Boden, worauf er wiederum gebissen wurde. Als die Familie am dritten Tag wieder nach Hause kam, verlangte der aufgebrachte Nachbar, dass dieser „total verrückte“ Hund eingeschläfert werden musste. Gut, dass der behandelnde Tierarzt Turid Rugaas kontaktierte. „Der Hund wird nicht wieder beißen, wenn er nicht wieder in eine derartig belastende, ängstigende Situation gebracht wird (bzw. wirklich ausreichende Erholungszeit hat). So war das bis zum natürlichen Ableben dieses Hundes auch.“

DIE MEISTEN BEISSUNFÄLLE ODER SOGENANNTE AGGRESSIONSATTACKEN HABEN ÄHNLICHR GRUNDLAGEN!

In einer kanadischen Tagesbetreuungsstätte für Hunde kam es über Jahre laufend zu Beschwerden, dass Hunde nach einem Aufenthalt an Durchfall erkrankten. Es wurde immer öfter und genauer gereinigt und desinfiziert, jedoch ohne Besserung. Eine Analyse ergab, dass die gemeinsam gehaltenen Pfleglinge dort während der Wochentage nur miteinander gespielt hatten, was zu einem hohen Stressniveau und Durchfall führte. Zwei Jahr später war der Platz komplett umgebaut, die Hunde waren in Kleingruppen untergebracht und das unterschiedliche Beschäftigungsprogramm alternierte. D. h., dass beispielsweise die Gruppe 1 spielte, während die Gruppe 2 ruhte und die Gruppe 3 auf Spaziergang war. Die Hunde stressten sich nun nicht mehr in einem großen Rudel permanent gegenseitig und kamen dadurch auch zu den wichtigen Ruhezeiten. Die Situation war wesentlich besser und Durchfälle selten geworden.

Wir müssen uns aber nicht ängstigen, wenn Hunde gelegentlich Stress ausgesetzt sind, das ist sogar gut, aber die nächsten Tage sollten für den Hund ruhig verlaufen. Nach einem Wochenendkurs, beispielsweise, sollten am Montag und Dienstag nur ruhige, nette Spaziergänge zur Erholung am Programm stehen. Wer seinem Hund mit ZU VIELEN GEWORFENEN BÄLLEN UND STÖCKCHEN HETZT, TREIBT DESSEN ADRENALINSPIEGEL IN DIE HÖHE. Ist das jeden Tag der Fall, steigt der Adrenalinspiegel wieder, bevor er sein Ausgangsniveau erreicht hat und der Hund hat kontinuierlich erhöhte Adrenalinwerte! RUHETAGE EINHALTEN!

Der alte Lehrer von Turid Rugaas bezeichnete das Adrenalin als „Hormon, welches das Gehirn erweicht“ und das Cortisol als „alleine-zuhause-und-Möbel-zukau-Hormon“. Chronisches bellen, winseln und Stereotypien sind Anzeichen zu hoher Streßhormonwerte im Blut, eine Bestrafung dafür – nochmals- sinnlos und grausam.

Ein passendes Beispiel handelt von einem Beagle: Ursprünglich in Anbindhaltung, entwickelte er sich zum Dauerbeller, was ihm weggestraft wurde. Danach begann er damit, Löcher in den Boden zu graben, und eine weitere unerwünschte Angewohnheit, die ihm beide wiederum weggestraft wurden. Daraufhin nagte er sich fast durch eine Mauer! Geheilt wurde er von seinen Stereotypien, indem er jeden Tag auf einen kleinen Spaziergang geführt wurde und die restliche Zeit im Haus verbringen durfte.

Eine andere Stereotypie ist das in England bekannte „Dobermann-Syndrom“, wo Hunde sich selbst packen und aufreißen, aber auch Selbstblutiglecken und nicht alleine bleiben können gehören dazu. Meist ist ein zu hoher Stresspegel dafür verantwortlich. Wir sollten daher nicht nur auf Abschlecken und Beißen, sondern auch auf Stressauslöser achten!

Manche glauben, dass Hunde mit Reizen überflutet werden können, aber das Gehirn blockiert einfach und kann nichts mehr verarbeiten. Viele der ganz ruhigen Hunde sind nicht so außerordentlich brav, sondern haben einfach ihr Gehirn abgeschaltet. Wenn diese Hunde dann irgendwann reagieren, sind es häufiger Überreaktionen, wie z. B. plötzliches Katzentöten (das macht er sonst nie) oder völlig ausgerastetes Bellen im Auto oder vor dem Haus. Nochmals: wir brauchen uns vor Streß nicht zu fürchten, aber wir müssen danach Ruhe einplanen und gönnen. Ein kanadischer Veterinär hat dazu Turid einmal erzählt, dass er Hunde, die innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal bei ihm zur Behandlung vorgestellt wurden, auf Streß testet. Streß schwächt nämlich das Immunsystem!

Streßsymptome

Wie kann man nun sehen, ob ein Hund unter Streß steht? Was streßt einen Hund (auf das Alltagsleben bezogen)? Manchmal sind es gesundheitliche Probleme, meist aber Umweltsituationen. Manchmal sind sie unveränderlich, meist aber schon! Da die Ursachen immer verschieden sind, gibt es kein Allheilmittel. Wir müssen jedoch immer

die Ursachen finden

und zu ändern versuchen.

Es folgt eine Aufzählung von im Brainstorming vom Auditorium genannter und von Turid Rugaas bestätigter Merkmale für Streß bei Hunden:

Kratzen,

hecheln,

winseln,

Haare aufstellen,

bellen,

sich schütteln,

zittern,

Unruhe,

aufreiten,

Peniserektion,

Verspannung,

Appetitlosigkeit,

Heißhunger,

niesen, (Ergänzung 3 von ÖGV-Kursleiterin Eggi Chromacek: Niesen ist nicht unbedingt negativ zu bewerten – Erregungen können ganz allgemein positiv oder negativ sein. Wenn Hunde "positiv überrascht" werden, niesen sie sogar mehrmals. Auch bei meiner Hündin Dixie konnte ich beobachten, daß sie bei unerwarteten "positiven Zuwendungen" , Belohnung oder Lob, heftig niest.)

Schutz suchen (a) verkriechen, b) Nähe),

sämtliche Formen von stereotypen Verhaltensweisen (Schwanznachjagen etc.),

jede Form der Überreaktion,

zerkauen von Gegenständen,

Unsauberkeit (bei Adulten),

erstarren,

flüchten,

höhere Abwehrbereitschaft,

Orientierungslosigkeit,

übermäßiges Trinken,

Verweigerung,

alle CS,

Entleerung der Afterdrüsen,

häufigeres Markieren,

Hund verliert Konzentration,

Hund nimmt keine Leckerlis mehr,

(Über)Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen und Berührungen,

im Gesicht:

Speichelfluß,

Augen verändern Farbe,

blutunterlaufene Augen,

Pupillenvergrößerung,

heiße Ohren,

schlechter Mundgeruch,

weiters:

- Schweißpfoten,

schlechter Körpergeruch,

erhöhte Temperatur,

erhöhte Herzfrequenz.

Haarausfall und/oder Schuppen,

Durchfall,

Allergien,

Erbrechen

Ein Vergleich macht die Vorbereitung von Leistungsfähigkeit deutlich: Ein gut ausgebildeten Schäferhund wurde vor einer Trainingseinheit ausnahmsweise reichlich mit Ballspiel beschäftigt. Danach konnte er sich nur 2 – 3 Minuten gut konzentrieren. Nach einem ruhigen Spaziergang war das bis zu 15 Minuten der Fall!

Vor dem Training

sollten wir daher mit unserem Hund nur etwas spielen und stoppen, bevor er sich „aufheizt“! Für einen Trainer ist es wichtig, das zu erkennen. Oft beginnen Hunde zu hecheln - Adrenalin schränkt den Sauerstofftransport im Blut ein und nur mit stärkerem Hecheln kann den Körperzellen ausreichend Sauerstoff zur Verfügung gestellt werden. Zuviel „Streß macht dumm!“

JEDER HUND, DER AUF ALLTÄGLICHE EREIGNISSE ÜBERREAGIERT, STEHT UNTER STRESS. Das ist nicht mit Obedience oder sonstigen Übungen therapierbar, da der Stresspegel dabei nicht abgebaut wird.

WENN DER HUND BEI UNS SCHUTZ SUCHT, DANN ERLAUBEN WIR IHM DIE NÄHE – WIR REAGIEREN JEDOCH NICHT (tätscheln, beruhigend sprechen usw. würde den Hund in seiner Angst nur bestärken).

 

Am Nachmittag hören wir etwas über die

Stressursachen

Jeder Hund hat eine andere Geschichte und somit andere Gründe für Aufregung und Streß, manchmal können Ursachen aber ähnlich sein. Es kann für Hunde schon schwierig sein , ihre Balance zu finden und für uns, wenn wir ihre Streßauslöser finden wollen. Oft ist es einfach, die Frage des „Warum“ zu beantworten: wenn z. B. ein Hund dauernd Bällen und Stöcken nachhetzt, ein Familienmitglied permanent gereizt ist, jemand oft unfreundlich mit dem Hund spricht, zu viele Kinder mit dem Hund stürmisch spielen usw.. Im passenden Fallbeispiel kam der Familienhund erst mit Schulbeginn nach den großen Ferien wieder zur Ruhe. Dauerstreß kann auch durch zuviel alleinsein oder oftmaliges Übersiedeln der Besitzer ausgelöst werden.

Manchmal weiß man aber nichts über die Vergangenheit der Tiere, etwa bei Hunden aus dem Tierheim. Ein Teil des Stresses kann vom Tierheim selbst, ein weiterer Teil von der Trennung vom alten Besitzer oder anderen unbekannten Umständen verursacht sein.

Selbst wenn die Ursachen unbekannt sind, müssen wir die BALANCE FÜR DEM HUND WIEDERHERSTELLEN.

Häufige Hundeausstellungen oder Bewerbe können ebenso gut Streß verursachen wie zu viele Junghunde, die sich gegenseitig durch permanentes Spielen den Stresspegel hochtreiben. Mit vielen Hunden wird zu früh zu hart mit zu hohen Anforderungen gearbeitet, in Norwegen gibt es auch häufig übertrainierte Hunde. Norweger haben offensichtlich eine Vorliebe dafür, dauernd etwas zu tun. Wenn nun der Vater mit dem Hund zwei Stunden Agility betreibt, die Mutter diesen eine Stunde zum Jogging und die Tochter am Nachmittag noch zum Skifahren mitnimmt, dann ist das für den armen Vierbeiner einfach zuviel! Ein übertrainierter Boardercollie ließ sich nicht mehr berühren, oder andere Hunde wurden dann geräuschempfindlich. In letzterem Fall verhält es sich wie mit der Henne und dem Ei: Manchmal verursacht Geräuschkulisse Streß, manchmal werden aber gestresste Tiere geräuschempfindlich.

 

 

 

 

Es folgt eine Aufzählung von im Brainstorming vom Auditorium genannter und von Turid Rugaas bestätigter Streßursachen bei Hunden:

zu viel oder zu wenig Bewegung bzw. Aktivität,

Entzug von Nahrung, Kontakt, Wärme und Geborgenheit bei Welpen – auch später sind noch große Probleme möglich,

Überforderung und Raub der Ruhephasen (speziell bei Welpen),

fehlende Bewegungsfreiheit (zu wenig Platz bei Anbindehaltung, in kleinen Zwingern),

Rangordnungsprobleme (nur bei erwachsenen Hunden innerhalb des Rudels),

Eventuell auch zuwenig natürliches Licht,

zu früh von der Mutter (und Wurfgeschwistern) getrennt,

schlechte Sozialisierung,

Schlafmangel,

Unruhe in der Familie der Besitzer,

Permanente Geräuschkulisse,

Reizüberflutung (häufig bei Welpen und Junghunden),

möglicherweise wenn Junghunde nur Beton und Asphalt kennenlernen, kein Gras, keinen Baum, ...

Veränderungen in der Familie (neuer Hund, Baby, alter Hund stirbt, ...),

Parasitenbefall,

jede Art gesundheitlicher Probleme – Allergien können auch rein durch Streß ausgelöst werden,

zuviel Kontakt zu Hunden,

Verlust der Bezugsperson,

zuviel Beachtung für den Hund nur dann, wenn im falschen Moment, d. h. wenn der Hund nie zur Ruhe kommt,

unverhältnismäßige Strafen und Gewalt, wobei eine Strafe nicht „sein muß“,

große Hitze und Kälte,

inkonsequente Erziehung,

permanenter Ärger in der Familie, z. B. Eltern schreien immer mit Kindern,

läufige Hündinnen,

Schocks (z. B. nach Autounfall, Feuerwerken, …),

Angriff von anderen Hunden oder Menschen,

Nervosität/Streß der Bezugsperson,

Reiseprobleme (Zug, Flugzeug, ...),

zuviel Hygiene, Geruchsveränderung durch permanentes Putzen,

unregelmäßiger Tagesablauf kann, obwohl Hunde in der Regel flexibel sind,

unklare Signale oder Befehle bei der Arbeit,

an der Leine rucken oder ziehen,

unsere ärgerliche oder hektische Stimme,

zu hohe Erwartungen unsererseits, zu große Lernschritte zu schnell verlangen,

nicht auf CS des Hundes antworten,

Strafen (immer), aber in unfairen Situationen besonders,

Tierarztbesuch,

Andere (Haus)Tiere,

schwierige Untergründe bei Rettungshunden,

Maulkorb kann individuell,

Mangelnde bzw. keine Aufmerksamkeit, positive Rückmeldung vom Hundeführer,

Alkohol (be)im Hundeführer,

Scheitern in einer Situation,

Wenn der Hund sich lösen muß und keine erlaubte Gelegenheit dafür bekommt. 10:00 Uhr, 15:00 Uhr und 20:00 Uhr ist grausam!

....

Man muß schrittweise vorgehen und nicht versuchen, eine Stresssituation mit einer weiteren abzubauen. Wenn ein Hund mit anderen Hunden unsicher ist, werden wir nicht gleich eine Meute zu ihm lassen, sondern an einen friedlichen Hund vorbeigehen usw..

Hunde sind in der Regel ziemlich flexibel und bewältigen Situationen recht gut. Am wichtigsten ist es, daß WELPEN UND JUNGHUNDEN SCHRITTWEISE MÖGLICHST VIELE SITUATIONEN KENNENLERNEN – als eine Art Schutzimpfung gegen spätere Ängste. Das ist für das spätere Leben viel wichtiger als Sitz, Platz usw. ...

Die Grundbedürfnisse des Hundes müssen selbstverständlich erfüllt werden:

Wasser, regelmäßiges Futter und Ruhephasen, zahlreiche Gelegenheiten zum lösen und sozialen Anschluß, d. h. Integration in sein Rudel – Zweibeiner inclusive.

Ist es verwunderlich, daß der Hund im folgenden Fallbeispiel stressbedingt unerwünschte Verhaltensweisen entwickelte? Der übliche Tagesablauf begann für den Hund damit, daß er nach dem Aufstehen bis zur Abfahrt seiner Menschen zur Arbeit in den Garten gelassen wurde, dann den Tag im Haus eingesperrt blieb, danach bis zur Nachtruhe wieder in den Garten musste um vor der verschlossenen Schlafzimmertüre auf den nächsten Morgen zu warten. Er hat seine Menschen kaum gesehen und praktisch keinerlei Sozialkontakt!

Bei einem nervösen, ängstlichen, gereizten, geräuschempfindlichen ..... Hund sind nicht die Symptome zu behandeln, sondern die Frage nach der Streßursache zu beantworten und dann die verantwortlichen Umstände nach Möglichkeit zu ändern. Durchschnittlich sind bereits nach einer Woche positive Veränderungen zu bemerken, Erfahrungswerte für völligen Stressabbau betragen etwa 9 – 10 Monate - natürlich individuell unterschiedlich. Rasche Erfolge können z. B. bei Einschränkung zu häufigen Ballspielens erzielt werden, oder wenn man den Hund netter behandelt - wovon übrigens die ganze Familie profitieren wird. Der beste Rat lautet: SEID EHRLICH ZU EUCH SELBST, BETRACHTET DEN TAGESABLAUF UND FÜHRT MÖGLICHE VERÄNDERUNGEN DURCH.

FRAGEN AUS DEM AUDITORIUM:

 

Wie soll vorgegangen werden, wenn zu einem bereits im Haushalt lebenden Hund ein weiterer hinzukommen soll?

Das ist eine der schwierigsten Situationen. Wölfe und Wildhunde sind auch eher geschlossene Rudel, in die kaum andere Tiere hineingelassen werden. Welpen werden üblicherweise hineingeboren und sind auch problemlos in unser Rudel zu integrieren, erwachsene Tiere nicht so einfach, wenn überhaupt. Wolfsforscher berichten, dass dies der einzige Anlaß zu wirklichen Kämpfen ist. Wenn der neue Hund gleichgeschlechtlich und erwachsen ist, dann gibt es ziemlich sicher Probleme. Nur mit viel Mühe und Aufwand kann es gelingen, es ist jedoch nicht anzuraten. Wenn man sich darauf einläßt, dann nach Möglichkeit mit einem andersgeschlechtlichen Hund oder die Hunde lange vorher auf neutralen Boden Freundschaft schließen lassen. Erfahrungsgemäß werden jedoch in der Mehrzahl wieder Trennungen nötig. Als erwachsen gilt jeder 2 bis 2,5jährige, ab einem Jahr heißt es vorsichtig sein.

Kommt ein Hund als Erwachsener wieder zu seinem Züchter und seinen Eltern zurück, so kann er sie schon wiedererkennen, aber sein Alter ist verändert und somit auch sein Verhalten.

Gilt das gesagte auch für einen Besuch?

Möglich. Es kann aber oft gut gehen, wenn man darauf achtet, daß keine brenzlige oder Wettkampfsituation entsteht.

Mein 6monatiger Hund ist nach den Spaziergängen zu Hause noch immer noch voller Tatendrang und richtig quirlig. Warum?

Ein 6monatiger Junghund ist mit täglich 2 Stunden Spaziergang gestresst und liegt dann zu Hause auch nicht entspannt sondern läuft aufgekratzt umher. Als Faustregel gilt:

Für einen 3monatigen Hund sind 10 – 15 Minuten Spaziergang ideal

und pro weiteren Lebensmonat

können 5 Minuten hinzukommen, bis

mit 1,5 Jahren das volle Bewegungspensum absolviert werden kann.

 

Danach folgten DEMONSTRATIONEN mit Hunden im Freien: Splitting, Beobachtung von CS nach leichtem Bedrohen des jeweiligen Hundes durch Vorbeugen sowie Ansehen.

Ein Hund, der bei einer Hundebegegnung auf Ruf nicht zu uns kommt, reagiert sehr wohl auf uns! Für den Hund ist es WICHTIGER, EINEN KONFLIKT ZU LÖSEN ALS ZU GEHORCHEN. Als Kenner und Könner warten wir einfach bis der Konflikt gelöst ist und rufen dann nochmals. Das zeugt von Respekt und Wissen, was der Hund gerade tut. Denkt bitte darüber nach!

Auch wir sollten uns bei Erstbegegnungen mit fremden Hunden langsam bewegen, denn BEI NEUEN FREUNDEN ÜBERSTÜRZT MAN NICHTS.

Eine Anekdote zur Auflockerung: Ein Priester wollte einen Leonberger haben, war sich jedoch nicht sicher, ob er mit einem Hund umgehen könne. Er bekam vom Züchter einen Hund anfangs geliehen und es entwickelte sich eine harmonische Beziehung. Der Hund begleitete den Priester überall hin, nur in die Kirche durfte er nicht. Eines Tages kam der Priester aus der Kirche, doch der Hund war nicht wie üblich da. Er rief den Hund lauthals, worauf einige Damen den Priester ansahen, als wäre er verrückt. Der Hund hieß Luzifer.

Weitere FRAGEN AUS DEM AUDITORIUM:

Kann man einem Hund, der bei Begegnungen keine CS sendet, diese beibringen?

Hunde verwenden die CS normalerweise – es geht nur darum, ihn diese auch verwenden zu lassen. Wahrscheinlich wurden sie von uns bloß nicht gesehen und wir sollten versuchen, genauer zu beobachten. Eventuell müssen wir auch eine größere Distanz einhalten, damit die CS auch eingesetzt und gesehen werden können. Wenn sich ein Hund bei 100 m Abstand wie wild gebärdet, dann gehen wir eben einmal auf 150 m Distanz. Wir sollten bei einer Hundebegegnung einfach ruhig stehen bleiben, den Hund beobachten und seine CS zu seiner Unterstützung bestätigen. Für den unsicheren Hund gibt es nichts besseres, als einfach Gelegenheiten, bei denen er CS anwenden kann.

Unsere Aufgaben bestehen darin, dass wir

Situationen aufbauen, in denen der Hund schrittweise näherkommen und CS anwenden kann sowie

selbst CS anwenden.

Warum bellen manche Hunde so häufig und anhaltend? Was kann man dagegen tun?

Bellen ist ein komplexes Verhalten mit vielen möglichen Ursachen, in verschiedenen Situationen unterschiedlich. Wir sollten nie akzeptieren, wenn jemand sagt: „Wenn der Hund bellt, dann spritze ihn mit Wasser an.“ Wir sollten stattdessen die Ursache herausfinden!

Alle Hunde können bellen, manche Rassen und Individuen mehr. Manche Hunde wurden auch auf Bellen in bestimmten Situationen gezüchtet - wer z. B. einen Spitz kauft, der kauft das Bellen gleich mit.

Ein wenig ist Bellen sehr wohl kontrollierbar, aber wir dürfen nicht erwarten, dass der Hund gar nicht mehr bellt. So ist jene Kompromisslösung einer Familie durchaus akzeptabel, wo der Hund im Auto bellen durfte, wenn alle Personen ausgestiegen waren.

Bellen ist relativ leicht umtrainierbar; wir können den Hund z. B. darauf trainieren, dass er zu uns kommt, statt Ankommende zu verbellen:

Wir bringen dem Hund zuerst bei, dass er zu uns kommt, wenn wir uns auf den Schenkel klopfen.

Wenn der Hund auf unser Signal Schenkelklopfen zu uns kommt, dann muß nur noch die Verknüpfung mit der Türklingel stattfinden.

In weiterer Folge wird er auf die Signale Schenkelklopfen und auch das Erklingen der Türglocke zu uns kommen und dadurch still melden. Bellen wurde gegen stilles Zu-uns-kommen ersetzt. Das erfordert aber wirklich gute Leckerlis als Belohnung!

Tut sich ein Hund bei Begegnungen leichter, wenn ich weitergehe? Er muß mich dann ja nicht verteidigen bzw. er hat mich dann ja nicht als Rückendeckung – sozusagen.

Wenn der Hund Unsicherheit zeigt, dann würde ich versuchen die Information zu vermitteln, dass andere Hunde in Ordnung sind. Will unser Hund weggehen, dann gehen wir auch einfach weiter, sieht er den anderen an, dann zeigt er Interesse, das wir ihm bestätigen. BEI ALLEN DINGEN, WOVOR EIN HUND ANGST HAT, SOLLTEN WIR SEINE ASSOZIATIONEN ÄNDERN. Wenn etwas Ängstigendes jedes Mal positiv bestätigt wird, dann bekommt es eine andere, eine positive, Bedeutung.

Wenn ich andere Hunde streichle, dann geht mein Hund immer dazwischen. Ist mein Hund eifersüchtig?

Eifersucht ist kein wirkliches Hundegefühl. Er will eher sicherstellen, dass sein Besitzer nicht mit anderen Hunden in Konflikt gerät.

Mein Hund begrüßt auf zwei Arten: Patienten begrüßt er ruhig, aber Freunde (meist folgt ein gemeinsamer Spaziergang) ungestüm, was mir lästig ist. Was kann ich tun?

Bitte die Freunde, sich anders zu verhalten. Hören sie nicht darauf, dann muß der Hund vorher an die Leine genommen werden und trainiert werden, ruhig zu bleiben.

Ist es sinnvoll Hunde zu splitten, die schon einmal miteinander gestritten oder gar gerauft haben?

Splitten sollte man grundsätzlich bevor Hunde zu kämpfen beginnen, bereits wenn sich Spannung im Hundekörper aufbaut. Wir sollten im Vorhinein die Situation bedenken und planen. In manchen Fällen reicht es aus, wenn Wettbewerbssituationen und beengte räumliche Verhältnisse (z. B. unter einem Tisch) vermieden werden, manchmal ist mehr Aufwand notwendig. Im Vorfeld einer Auseinandersetzung kann es reichen, wenn wir z. B. unter dem Tisch ein Bein dazwischenstellen oder mit einer Hand den Blickkontakt unterbrechen. Beim Spaziergang kann es ebenfalls schon genügen, wenn wir so gehen, dass der Blickkontakt unterbrochen wird. Derartige Handlungsweisen werden für den Hund auch zum Signal.

Wie kann ich eine Rauferei am Besten trennen?

Die Situation ist eigentlich immer anders, aber meistens hilft es einfach wegzugehen, denn Hunde fühlen sich nicht wohl dabei, wenn sie alleine zurückgelassen werden. Üblicherweise sind Auseinandersetzungen nach spätestens 7 – 8 Minuten zu Ende, nach 10 Minuten schalten Kontrahenten aber sozusagen auf Autopilot und müssen unbedingt physisch getrennt werden. Ein Kampf wird dann am Besten unterbrochen, indem die Hunde gleichzeitig am Halsband weggenommen werden. Dazu nehmen wir ihn sanft seitlich am Halsband, denn in dieser Position bleibt sein Kiefer blockiert – ein Restrisiko bleibt natürlich. KEINESFALLS AM HALS NEHMEN (Gedenk der Botschaft: „Ich töte dich jetzt.“) und auch DEN DARÜBERSTEHENDEN HUND NICHT WEGZERREN (steht der Hund nur drohend darüber, dann nähert sich die Situation dem Ende und würde bloß neu eskalieren)!

Ist Stressabbau, besonders nach mehrtägigen Turnieren, förder- bzw. beschleunigbar?

Danach ist für einige Tage Ruhe und Frieden zu gewährleisten. Bei Angststress ist es auch hilfreich, mit dem Hund an der Leine ein kurzes Stück locker und entspannt laufen zu gehen. Wenn wir dem Hund eine RUHIGE UMGEBUNG ZUM AUSRUHEN BIETEN, ist die beste Hilfestellung getan, manchmal wird mit Massage, Tellington-Touch, Medikamenten (bei speziellen Schockzuständen) und Bachblüten der Erholungsprozess deutlich unterstützt.

Bei wirklich starker Angst, z. B. nach einem Autounfall, laufen viele Hunde weg. Sie sind so gestresst, dass sie nur einen Platz finden wollen, wo sie sich hinlegen können. In diesen Situationen ist ein Spürhund äußerst hilfreich, da verkrochene Hunde meist keinen menschlichen Kontakt aufnehmen wollen. Bis zu fünf Tagen nach einem Unfall bleiben Hund so abgelegt. Ist der Streß dann abgebaut, kommen sie wieder heraus. Auch dann ist es wichtig, einen Hund dabei zu haben, um mit dem vermissten Hund leichter in Kontakt treten zu können.

Auch bei Streunerhunden sollte in den ersten 6 Tagen keine tierärztliche Behandlung und auch kein Wesenstest durchgeführt werden. Sie haben Ruhe nötig (Stresshormonabbau)!

Die meisten Tierheime, in denen der Wesenstest in den ersten Tagen stattfindet, haben eine Einschläferungsquote von 80 - 95 %.

Kann ich bei einem Hund mit Schussangst mit CS eine Besserung erreichen?

Schussangst ist durch CS alleine nicht wegzubekommen, sie können das Desensibilisierungsprogramm nur unterstützen. Erschrick ein Hund nach einem Schuß und schaut, dann können wir mit CS die Angelegenheit rasch erledigen, aber bei starker Angst ist ein Trainingsprogramm notwendig.

Bei Unerwartetem (wie etwa eine zugeknallte Türe, ...) können wir aber sehr wohl unseren erschrockenen Hund durch z. B. gähnen oft beruhigen.

Mein Hund wurde als Welpe von einem Golden Retriever gebissen und ist seither dieser Rasse gegenüber unfreundlich. Was kann ich tun?

Diese Situation ist unnötig. Man hätte SOFORT MIT EINER DESENSIBILISIERUNG BEGINNEN sollen! Aber selbst nach Jahren ist eine Gewöhnung an Goldies noch möglich. Häufig ist es nämlich der Hundeführer, der mit Flucht reagiert und die schlechte Erfahrung des Hundes verstärkt.

Theoretisch ist alles weg- und umtrainierbar, in etlichen Fällen aber einfach unpraktisch. Hunde lernen zwar ihr ganzes Leben, aber ein 13jähriger ist doch oft unpraktisch umzutrainieren. Es geht nur darum, die richtige Methode zu finden und mit Kreativität und Willen daranzubleiben. KREATIVITÄT IST EINE DER WICHTIGSTEN EIGENSCHAFTEN EINES HUNDETRAINERS.

 

 

Mit diesen Worten wurde eine immaterielle Schatzkiste vorerst wieder geschlossen. DAS ÜBERDENKEN UNSERER BEZIEHUNG ZU ANDEREN LEBEWESEN ist der Geist der vielen Denkanstöße, die latente Botschaft der Fakten, Erfahrungen und Anekdoten aus dem Leben von Turid Rugaas. Wer diesen geistigen Schritt bereits hinter sich hat, weiß nun, worauf es beim BEOBACHTEN besonders ankommt und hat bereits die ersten Schritte in eine neue Fremdsprache getan: LERNEN WIR DIE HUNDESPRACHE und gehen wir damit in die PRAXIS, lassen wir uns doch einfach einmal auf den DIALOG mit Hunden ein!

P.S.: Dazu fallen mir wahlspruchfähige Worte des Julius Kügi (so erinnere ich mich zumindest an den Namen der Kärntner Lokalgröße der vorigen Jahrhundertwende) ein:

„Mein Horizont endet nicht an den Grenzen meiner Sprache!“

E-Mail-Interviewnachtrag

>Dear Turid Rugaas!

>

>As a feedback of your visit in Vienna I can tell you, that some people

>start to think about dogs different than they are used to. Some people

>start to think about their fourlegged partners in general - and about the

>human-canine-relationship. This are persons with or even without dogs,

>common dogowners and also dogtrainers. Me and some people I know from

>Tellington-Touch- and Clickertraining-weekends, who are watching dogs with

>eyes for calming signals for a year and more, got a fine repitation of the

>knowledge, more facts and deeper inspiration. At least your little book

>should be a must for every dogowner, the best present for them and their

>dogs it is anyway! But the style of your performence pushes up the facts

>with a synergetic effect, really a successfull weekend!

>In front of this feedback (result of observations and conversations) the

>few know-it-all-voices could be ignored, but otherwise tipps would be

>interesting how to convince them in an efficient way or bring them to

>accept or, at least, to think about this way of interspecific communication

>and relationship. May be this could become a subject of your trainings and

>courses?

>

>Now two questions please:

>1. Some veterinary manipulation, first aid manipulation or harnessing a

>sleddog are suitable to produce stress in dogs. Often it is not really

>possible to do this manipulations in another way. So, if a stressed dog

>sends calming signals to me, I possibly can calm this dog by answering in

>its "language" - I also send calming signals. (First I think about the

>Rottweiler, who came straight to your she-dog but blinking with his eyes.)

>So is this proceeding in your eyes correct and not confusing for a dog for

>its opposite signals?

>2. A dogtrainer (without computer) wants to know how you work (calming and

>giving therapy) with really agressive dogs (like you mentioned by passing

>the barking and snarling German Shepard in the video). She also wants to

>know when you will be again in Austria and how to get education in your

>style of dogtraining?

>

>Till today in our sleddog-"Tourengruppe" the best result of watching

>calming signals and reacting on it we had with a less dogexperienced male

>Malamute (welfare case). During three days walking in the mountains (see

>homepage: www.sigridfuerst.gmxhome.de; Gemeindealm Juli 2001) this dog,

>Omiak, reduces his individual distance from about 15 meters down to two

>meters without attacking or even barking! And his stressed new owner,

>initially with missing knowledge about dogs, became by listening your tipps

>out of my mouth and using them a little calming-signals-"specialist" and

>could enyoy with his dog this tour more and more and all the furthermore

>actions. Thank you once more!

>

>With best wishes

>Udo Trummer

>

 

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

To: <udo.trummer@gmx.at>

Turid Rugaas

 

Subject: SV: Two more questions

Thanks for your feedback ! That really pleased me.

To answer your questions.

I might be back with a camp next summer - I am planning it with Heidi Krisa. No other plans so far. I will be in Switzerland in May and next year, and I am quite often in Munich with seminars and education of dog trainers.

Dogs in a situation where they necessarily must be stressed (veterinarian visit or other things) cannot be avoided, and I am not afraid of it. Maybe calming signals can help, maybe not, - often it will be necessary to do something with the situation - like holding the dog a diferent way, not being so threatening, or just ignore the whole thing and be quick in getting it over with - like putting harness on ! in that case it only shows the dog is excited, so I would not much. Sometimes it helps to yawn, but I actually prefer to get it over with. One can also learn not to stress the dog by being hectic, rushing, talking, yelling etc. Do things calm and be calm yourself is a good advice.

Working with really aggressive dogs - since an aggressive dog is really a frightened dog, I would spend a lot of time showing the dog that I am not threatening. You will need time, and some ice in your stomach, and skills in using the calming signals . I have never been bitten - just 2 times when I was young and did mot know what to do. Take time, show you are friendly, give the dog no chance of thinking he will be threatened. - Then when we start working with a dog like this we have to eliminate all kinds of stress factors, keep distance to what he is reacting to, and gradually get closer as he can handle it. Change the dogs association with people or dogs. Mostly the dogs have learnt to be aggressive by our actions, so we have to change ourselves and the environment. It is often a question of practical solutions. Find the stress and the defense reason, and you know what to work with.

Aggressions are actually the easiest to work with, you get very quick results when you understand what this is about, - the dog does not know how to cope.

I really liked the Austria seminar, and I hope to come back some day.

Thanks again !