Šediváčkův ganz anders 2014
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Heuer, bei unserem vierten Start am Czechlongtrail (Šediváčkův Long), sollte es endlich die volle Distanz werden - auch ohne Marios „Provokation“ zu dieser öffentlich gemachten Aussage. Voriges Jahr haben wir eine volle Tagesetappe angetestet und in Hinblick auf unser russisches Abenteuer - die Teilnahme am Kalevala 2013 über 440 km - die restlichen Tage in der Tourenkategorie bestritten. Das „Best Trainingscamp ever“ war krankheitsbedingt aber dann doch wieder unser Saisonhighlight …
Die Karten wieder neu gemischt verlief das Training letztlich sehr zufrieden stellend und die Aussicht auf zwei Hundewochen in Lappland ließ bei mir nie ein Zittern oder gar gedrückte Stimmung wegen der Schneelage aufkommen. Anfang Dezember versank ich einmal bis zur Hüfte im Schnee, was eine Woche später nicht mehr möglich gewesen wäre - wie den restlichen „Winter“ (bis Ende Februar) auch nicht mehr. In dieser Trainingsperiode konnten wir somit kein Training auf Schnee absolvieren und ich habe das Mountainbike nie angerührt. Jeden Kilometer, den die Hunde unter ihre Pfoten nahmen, bin auch ich selbst gelaufen. Es dauerte ziemlich lange, aber auch mein Gewicht hatte sich wieder im laufökonomischen Bereich eingependelt. Voller Energie waren wir bereit.
Doch das Adlergebirge nicht. Es war schon noch da, aber es gab keinen Schnee! Die Handbreite Schnee unter den Kufen aus den Briefen an das Christkind war wohl irgendwo verloren gegangen ... Mit Finnland im Hinterkopf war es jedoch ein Leichtes cool zu bleiben J Als das Rennen von Andrea und Pawel nicht abgesagt wurde, war die Freude groß, denn das ist nicht selbstverständlich! Wenn auch gut die Hälfte der über 110 Gemeldeten abgesagt haben, war das für mich nie eine Option. Wir wollten einfach machen, was wir die ganze Zeit über getan haben: Laufen!
Ein Händler in der letzten Ortschaft am Fuße des Adlergebirges, der an der Straße einem Zunftzeichen gleich Brennholz aufgestellt hatte, hinterließ seinen Laden aber ohne Nachricht verschlossen und hat somit mit mir kein Geschäft gemacht. Ich hatte mein Zelt samt Zeltofen mit und ich wollte noch etwas mehr Brennstoff dabei haben. Kurz darauf sah ich am Bach die erste blühende Haselnuß! Wir schreiben Ende Jänner, bloß zur Vergegenwärtigung. Das Stake-out-Gelände war leicht gatschig, es lag natürlich kein Schnee. In diesem Dreck sollte ich mein Zelt aufbauen? Nein! Bei den vielen Absagen muß doch sicher irgendwo noch ein Bett zu ergattern sein … Kurze Zeit später bezog ich als Erster „mein“ Vierbettzimmer, das ich mit zwei Bikern teilte. Noch dazu in dem mir teilweise sehr gut vertrautem Haus, in das ich mich bisher immer zum Duschen zurückziehen durfte: die Chata Jedlova J
Durch die verringerte Anzahl der Starter war es teilweise schade, so manche Mitglieder der „Šediváčkův-Long-Familie“ nicht begrüßen zu können, was aber den unerschrockenen Kern umso näher zusammenführte. Neue Bekanntschaften wurden gleich intensiver beschnuppert, was aber einfach auch an der jeweiligen Chemie liegen könnte. Mit zartem Kopfweh erwachte ich am nächsten Morgen - es waren wohl die zwei letzten kleinen Bierlis, die zuviel waren …
Auf dem Programm des kommenden Tages stand Wagerlrennen bzw. für uns Canicross, nachdem die Rollpulka zu Hause geblieben war und die Pulka mit der gesamten Ausrüstung für Schnee samt Zelt mit Zeltofen und fast genug Holz dabei war (wißt´s eh: Positiv denken und die Rollpulka hätte einfach nicht mehr beschädigungsfrei ins Auto gepasst ...). Bei genügend Schnee wäre ein Wechsel auf Kufen vorgesehen gewesen, was auch so in der Ausschreibungsergänzung angekündigt war und sich in den von allen Startern mitgebrachten Ausrüstungsbergen zeigte. Auf diese Weise blieb auch die Hoffnung auf Schnee am Leben. Doch der Graue, sonst ein verläßlicher Hüter dieses Treffens, schien heuer zur Volljährigkeit des ŠediváčkůvLong verkatert zu sein.
Am ersten Renntag erwarteten uns bei 2 °C 21 wenigstens angezuckerte Kilometer mit 680 Höhenmetern. Trotzdem war ich froh, in den Laufschuhen mit Spikes zu laufen, denn im höhergelegenen Bereich des Trails lag Schnee, darunter oftmals Eis …
Am zweiten Renntag herrschten vier Eisbären (-4 °C) und die 21 km mit 680 Höhenmetern waren beinhart, so dass ich mir im Ziel wie nach einem 42-km-Lauf vorkam. Wegen einer gefährlichen Bergabpassage wurde am dritten Tag die Strecke auf 17 km gekürzt und nicht wie geplant verlängert, bei -8 °C konnte ich endlich Winterkleidung anlegen. Für mich war es nach dem Verknöcheln am Vortag ein Therapielauf. Das gestrige Ziel oben bei der Kirche (damit die erste Abfahrt in Ruhe ohne Rennfieber möglich sein sollte) war wieder zum Start verlegt worden. Trotzdem ging ich mit Zdenka plaudernd den Hang hinunter, als wir für ein Gespann Platz machten und da passierte es … Mein linker Knöchel war vor dem Start am nächsten Tag leicht geschwollen, nach dem Lauf war er jedoch wieder fast ganz in Ordnung.
Die Ergebnisse des vierten Tages wurden nicht gewertet, aber wegen der vielen Besucher und der Anwesenheit von Sponsoren und Photographen wie Filmteams wurden wir auf den Trail gebeten und auch Doghandler erhielten die Gelegenheit, sich auf die Strecke zu begeben. Für Sheyenne, Sannerk und mich wurden es bei -14 °C gemütliche 10 km - bis zum Checkpoint „Zámeček“ (ca. 4 km vor dem Ziel), einem Jagdschlösschen, und zurück. Ein wahrer Genuß-Canicross, denn das Essen war wirklich hervorragend (auch wenn das Wildschwein schon aus war). Dieses „Pausentraining“ ist auch zu Hause eine Lieblingsdisziplin, wo das Ziel Prokschhütte heißt. Hätte ich vorher gewusst, dass Gourmet Hans Molcik auch dem Tipp von Andrea folgen würde, dann hätte ich auf ihn gewartet und wenigstens Kaffee und Kuchen in lieber Gesellschaft genießen können.
Für Plaudereien und Erfahrungsaustausch blieb uns ja noch ein langer Abend nach der Siegerehrung. Da doch einige Teilnehmer gleich nach der Siegerehrung die Heimreise angetreten haben, blieb eine überschaubare Anzahl Longtrailer übrig und meine vorbereitete Stake-out-Feuerzangebowle wurde in der Chata Kristina zelebriert. Die beliebte Band geigte wie gewohnt auf - irgendwann ging einfach das Licht aus und ein Zuckerhut brannte lichterloh. Neugierige Fragen, teilweise vorsichtige Verkoster … leerer Topf :)
Für mich hat alles gepasst und ich würde auch unter derartigen Schneebedingungen gerne wiederkommen. Eine besondere Neuerung waren die Vorträge an den Abenden: Ein fesselnder Diavortrag über eine bemerkenswerte Reise mit dem Solar-Fahrrad vom Šediváčkův-Webmaster (http://www.sedivackuv-long.cz) lockerte die äußerst interessante und lehrreiche Vortragsserie von Dr. Jerry Vanek, einem Musher und auf Schlittenhunde spezialisierten Tierarzt aus den USA, über Zuggeschirre und Hundemassage auf. Die meisten Zuhörer waren ja durch die bei der Anmeldung ausgeteilten Formulare für seine Untersuchung über die Auswirkung verschiedener Zuggeschirre bereits auf das Thema eingestimmt. Seine sofortige Begeisterung für Ideen bezüglich Dogtrekking prägten unsere Gespräche und bleiben mir in guter Erinnerung. Mit diesem Schachzug haben Andrea und Pawel das Šediváčkův Long meiner Meinung in die nächste Liga katapultiert - Gratulation und herzlichen Dank!
Mit „Na prašan“ sei die Abschiedsformel der Siegerehrung wiederholt, was soviel wie „auf Pulverschnee“ bedeutet und diesen für 2015 beschwören soll J
http://www.sedivackuv-long.cz/?p=2106