Stezkou vlka 2011
26. + 27. August
Heuer, beim "heißesten, längsten und insgesamt härtesten Pfad des Wolfes in dessen bisheriger Geschichte" (Originalzitat Chris) erhielten diese Wünsche besonderes Gewicht.
Es war jedenfalls wieder ein tolles Erlebnis in angenehmer Runde, wir haben viel gelernt, sind über Schatten gesprungen und in eine neue Dimension vorgestoßen ...
UND: Ich bis soooo stolz auf Sannerk!
Bilder: https://picasaweb.google.com/UdoTru/2011082627StezkouVlka#
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Freudigst sah ich dem heranrückenden Termin des Highlights der schneelosen Zeit entgegen, dem Stezkou Vlka. Ausgenommen der unfallbedingten vierwöchigen Pause waren Sannerk und ich nun seit gut
einem Jahr in ständigem Training und ich wollte von den diesjährigen 100 Kilometern soviele wie möglich laufen. Was bedeutete: leichte Ausrüstung, Laufsachen und ohne Biwak ins Ziel zu kommen.
Einzig die Wettervorhersage ließ mich zunehmend grübeln, weil das Ende des Hitzehochs immer weiter nach hinten verschoben wurde. Somit wackelten alle Überlegungen zur Strategie und von der
Rückstufung des Fortbewegungscharakters vom Laufmarsch über einen reinen Marsch bis hin zu einer Wanderung und auch zum Abbruch war für mich alles denkbar. Sannerk war heuer zum Gartenhund
geworden und dafür nun mit einem Fell ausgestattet, das er im Sommer noch nie hatte, das fast als Winterfell gelten kann! Ein besonderes Augenmerk auf Sannerk war somit erforderlich. Die der
Pflichtausrüstung entsprechende Wassermenge pro Hund von mindestens einem Liter habe ich verdoppelt, doch waren auch Badegelegenheiten vorhanden? Sannerk schwimmt zwar gerne und kühlt sich dabei
sehr schnell ab, aber er legt sich zu diesem Zweck nicht in flache Wasseransammlungen. Fragen über Fragen, die nur unterwegs zu beantworten waren. Sannerk lesen und dementsprechend handeln blieb
als Devise.
Bei der Trekkerbesprechung wurden uns Streckenlängen von 105,5 km (Long), 84,0 km und 44,0 km (Doghike) präsentiert sowie der Startbeginn durch Abstimmung auf 06:00 Uhr vorverlegt.
Christopher und ich waren um 06:05 Uhr auf der Strecke, um bis zur warmen Tageszeit bereits möglichst viel des Weges hinter uns gebracht zu haben. Wir genossen die Morgenkühle von 16 °C und
marschierten recht flott voran. Ganz zu Beginn überholten wir eine Trekkerin und wurden selbst vom schnellsten Team, Peter Stolarik mit dem Magyar Viszla Ajax, überholt. Sie schafften 105,5 km in
unglaublichen 15:40!
An den sanften Steigungen juckte es uns immer mehr und wir fielen bald in den Langstreckenlaufschritt, sobald es flach dahinging. Am ersten Checkpoint ließ ich Sannerk gleich in das Wasser neben
der Straße, wo er bis zur halben Höhe des Brustkorbes eintauchte und schnell wieder heruntergekühlt war. Es war noch angenehm, aber je schneller der Puls - auch wenn nicht wirklich hoch -
herunterkam, umso besser. Die ersten Sonnenstrahlen waren zu sehen, sie erreichten uns aber erst viel später, weil wir auf den Schattseiten unterwegs waren :) Nach der ersten deftigen Steigung
kamen wir mit den Sonnenstrahlen in Kontakt, die noch sehr mild auf uns einwirkten und auch für die Hunde kein Laufhindernis darstellten. Der abwechselnde Rhytmus von Lauf und Marsch
funktionierte sehr gut und bald waren wir bei der "Chata Svycarna" angekommen. Von hier hatten wir den ersten Blick auf den Pradet/Altvater, mit 1491 m der höchste Berg der Gegend.
Nun, nach 16,5 km, war die erste Entscheidung fällig: Doghiking oder Dogtrekking? Es ging uns so gut und es war noch so angenehm, daß weder Christopher noch ich die 44,5 km in Erwägung
zogen.
Sannerk nahm im ausgemauerten Becken nach dem Quellbrunnen ein genußvolles Schwimmbad und hätte fast Dutch auch dazu verleitet. Schade, daß ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, daß er nie
schwimmen geht ;)
Bevor es im Laufschritt wieder bergab weiterging, gab es noch Wasser und Snacks. Gleich nach der Hütte schloß Karel Slajer mit der Tschechoslowakischen Wolfshündin Fantazie zu uns auf und wir
liefen ein Stück gemeinsam. Fantazie lief einen beeindruckend schwebenden, mühelos erscheinenden flotten Trab; alle 50 - 100 Meter schnüffelte, pinkelte oder wälzte sie sich, was Karel immer
akzeptierte. Zuviel Druck durfte er wohl auch nicht auf sie ausüben. Zudem würde sie wohl bald läufig werden, so hatte es den Anschein; auch Dutch und Sannerk verhielten sich recht bestätigend.
Für den Laufrhytmus muß es eine besondere Herausforderung sein, aus flottem Lauf immer wieder abrupt anzuhalten und wieder von 0 auf 100 zu beschleunigen. Karels Tempo bergab war atemberaubend
und so schnell wie er gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden, nachdem Christopher ihn passieren ließ. Nicht von ungefähr beendete dieses Team die 105,5 km in ebenso
bewundernswerten 17:41. Auch Christopher lief bergab ein schnelleres Tempo und wir wünschten uns eine gute Reise.
Es dauerte etwas, bis Sannerk der Wolfshündin nicht mehr zugstark gedachte.
Durch ein märchenhaftes Wasserfalltal ging es bergab zum zweiten Checkpoint. Dem wiederholten Angebot von Schmalzbrot und Rum entgegnete ich lächelnd mein obligates "Morgen gerne", Wasser und
Orangensaft nahm ich dankbar an. 22,5 km lagen bereits hinter uns und wieder ging es bergauf, die zweite Schweißtreibersteigung war dabei. Etwas danach wässerte ich Sannerk mit der aufgegossenen
Hydroyte-Butter-Faschierten-Suppe und ließ ihn aushecheln. Es waren ungefähr zehn Minuten verstrichen, als er nicht mehr hechelte und selbst weiter wollte. Trotzdem fällte ich die Entscheidung
zugunsten der 84 km. Das Thermometer stand in der Mitte von 25 und 30 °C und es war noch lange nicht die heißeste Tageszeit, weiters hatten wir noch mehr als die Hälfte der Strecke vor uns. Aus
dem Unterstand von "Lysy vrch" rief mir in meine Gedankenversunkenheit plötzlich Christopher entgegen, schweißgebadet. Schweißgebadeter als ich, um korrekt zu sein. Extrakilometer und
Extrahöhenmeter ...
Bis zu Kilometer 31,0 waren wir wieder gemeinsam unterwegs, marschierend und bergab wieder laufend, dem Impuls der Hunde folgend. Dort legten wir gut 45 Minuten Pause ein, wässerten die Hunde und
ließen sie aushecheln. Christopher überlegte hin und her, welche Strecke er nehmen sollte; ich hatte diese Übelegungen ja schon hinter mir und mußte nur noch einen Sockenwechsel erledigen. Am
Ende unserer Pause kam ein schweißtriefender Tscheche mit seinem Tschechischen Berghund an uns vorbei, der ohne zu pausieren die Abzweigung zur Strecke über die 105 km nahm. Es war übrigens
derselbe, der beim Czechlongtrail ohne Zelt biwakierte.
Christopher ging mit ihm weiter, ich freute mich schon auf einen lockeren Bergablauf in frischen Laufsocken über 12 km nach Vrbno, zur Streckenhälfte. Daraus wurde nichts, denn die Forststraße
lag zu dieser Tageszeit, es war Mittag, fast zur Gänze in der Sonne. Diese Ortschaft war somit dann, wenn wir dort sein würden, sicher eine Bratpfanne. Von 14:00 bis 15:00 Uhr ist die heißeste
Zeit des Tages - es war eine meiner Überlegungen, von 13:00 bis 16:00 Uhr zu pausieren. Ein Rauschen vom Tal und die Wanderkarte ließen die Hoffnung auf eine Bademöglichkeit im Bach - oder gar
Flüßchen? - für Sannerk aufkommen. Während einer kurzen Rast bei einer Waldquelle wässerten und kühlten wir uns noch vor der Suche, denn wir mußten einen oder zwei Extrakilometer investieren, um
zum Flüßchen zu kommen. Aber es hat sich gelohnt: Hurra, wie erhofft waren tiefe Wasserstellen vorhanden, auch Leute badeten dort. Sannerk konnte ausgiebig schwimmen und war danach ganz
abgekühlt! Nun konnten wir das Unternehmen "Backofen" angehen und danach, wieder im kühleren Wald, eine Pause einlegen. Perfekt :) Ein Blick auf das Thermometer erstaunte mich sogar, es zeigte
"nur" 30 °C! Auch wenn es 31 oder 32 °C gewesen sind, nach dem Bad war es auch für Sannerk kein Problem. Bald erreichten wir den Wald, der sich in natura näher zum Städtchen erstreckte als auf
der Karte. Die sanfte Steigung erwanderten wir noch von einem angenehmen Lüftchen begleitet, bis sich ein ideales Platzerl für unsere Pause vor uns befand. Das letzte
Hydrolyte-Butter-Faschiertes-Wasser und die Hälfte der Tagesration Trockenfutter für Sannerk sowie Obstriegel und Wasser für mich leiteten eine dreiviertel Stunde Ruhe für beide ein. Der Läufer
mit dem Magyar Viszla marschierte zehn Minuten vor unserem Aufbruch an uns vorbei, es hatte nur mehr 26 - 27 °C.
Das erste "Powergel" mit 400 ml Wasser gelangte in meinen Körper und weiter ging´s, Karlova Studanka/Karlsbrunn war bald erreicht. Wir hatten nun bereits 55,5 km bewältigt und waren noch immer
gut drauf. Das letzte Gebäude der Ortschaft war der Pavillon, wo man sich das gute Wasser abfüllen konnte. Voller Vorfreude setzte ich den Trinkbecher an ... das Wasser schmeckte herrlich, aber
es enthielt Kohlensäure! Für meinen Trinkbeutel und für Sannerk war es somit nicht zu verwenden. Ich trank daher, soviel ich konnte und für Sannerk turnte ich von der Ufermauer zum Bach hinunter,
damit auch er zu seinem Wasser kam. Vielleicht eine halbe Stunde haben wir uns dort aufgehalten und ich mein zweites Powergel - natürlich wieder mit ca. 400 ml Wasser - geschluckt, bevor wir den
Weg hinauf zum Höhenzug angingen. Es war noch Tag, etwas nach 18:00 Uhr, somit konnten wir guten Gewissens der gelben Markierung direkt am Bach folgen. Sie sollte uns auch in den Bach führen und
zu ungeahntem Triumph! Mit angenehmer Kühle empfing uns das Tälchen mit dem Bach und leichten Fußes folgten wir dem Bachlauf. Ach ja, hier war die Abzweigung des blauen Weges, der uns für die
nächtliche Passage dieses Abschnittes empfohlen wurde. Das wildromantische kleine Tal, das sich später zu einer Wildbachschlucht verengte, war über den gelb markierten Weg am schönsten zu
entdecken. Nun wußte ich, was Lada meinte! Was er nicht erwähnt hatte (oder was nicht übersetzt wurde) war die Tatsache, daß zahlreiche Stege über den Wildbach zu überwinden waren. Das Wort
"überwinden" verwende ich deshalb, weil Sannerk Probleme mit Teppen hat, durch die man nach unten sehen kann. Im Stiegenhaus zur ehemaligen Wohnung ist er nur im äußersten Notfall hinauf
gegangen, weil die vertikalen Teile der Stufen fehlten und einen Blick in die Tiefe gestatteten. Beim ersten Steg waren die Lücken vielleicht zwei bis fünf Zentimeter breit. Sannerk drehte nach
einem Meter um. Wir hätten noch immer leicht auf den blau markierten Weg wechseln können. So war es einfach, ihn in ruhigster Stimmlage zum Überqueren einzuladen.
Nun, ab dem dritten Steg ging er darüber, als hätte ihm so eine Situation noch nie Probleme bereitet :) Es kam aber immer dicker, die Lufträume zwischen den Trittbrettern waren letztlich breiter
als diese selbst - er ging darüber :)
Dann die Leiter. Ich hängte ihn von der Zugleine ab und kletterte einmal hinauf, um nach einem leichteren Weg zu suchen. Seinen ersten Kletterversuch neben der Leiter mußte er abbrechen, denn es
war zu unwegsam und steil.
Ein einfacherer Aufstieg war hinter der Felsnase vorhanden und ich rief seinen Namen in diese Richtung, um ihn dorthin zu lotsen. Doch der Emmisteig vom Schneeberg hat wohl seine Spuren
hinterlassen und er kletterte beim zweiten Versuch den Spalt rechts von der Leiter zu mir herauf. Als ich mich umdrehte, stand er ganz selbstverständlich hinter mir. Ich war so gerührt, weil
dieser kleine Hund plötzlich so einfach über seine Schatten gesprungen ist. Wenigstens einmal mußte ich ihm unterwegs das Kommando für´s Stehenbleiben geben und ihn nochmals abknuddeln. An einer
Quelle füllte ich unsere Wasservorräte auf und gönnte Sannerk noch ein bißchen Freilauf. Kurz darauf erreichten wir wieder den blauen Weg und standen bald bei den Hotels am Höhenrücken, wir waren
bei letztem Kameralicht auf der "Tundra" angekommen.
Mein Wunsch hat sich nach 61,5 km erfüllt und ich konnte meine Blicke endlich über die freien Flächen oberhalb der Wälder schweifen lassen. Es muß hier im Winter viel Schnee geben, denn die über
kniehohen Heidelbeersträucher waren unbeschädigt, obwohl hier Skilifte standen. Eine ganze Weile ging ich noch ohne Stirnlampe bei angenehmen 18 °C und trocknendem Wind unter einem verzaubernden
Sternenhimmel. Auf Dauer kühlte ich jedoch aus, weshalb ich bald mit Kappe und Fleece bekleidet war und es war bald so dunkel, daß die Stirnlampe zum Einsatz kam. Ich genoß das freie Land, die
Aussicht in die Ebene mit den Lichtern der Ortschaften und wollte eigentlich nur noch aus dem Naturschutzgebiet heraus, um biwakieren zu können. Also vom roten auf den grünen Weg und irgendwo am
blauen Weg ein bißchen schlafen. Vielleicht statt der zwei angedachten Stunden doch nur eine, denn mein Handy piepste bereits immer wieder - der Akku hielt vielleicht nicht mehr so lange. Trotz
enger Höhenlinien war der Abstieg über den grün markierten Weg sehr angenehm, weil er den steilen Hang schräg entlanglief. Nach der Kreuzung mit dem blauen Weg (67,5 km) legten wir wohl einen
guten Extrakilometer auf einem falschen Weg ein und ich wurde währenddessen von einer Stirnlampe überholt. Das war der letzte der anderen Teilnehmer, den ich zu Gesicht bekam. Dieses "härteste
Dogtrekking", wie es Christopher nannte, war wirklich anders. Für mich war es auch das einsamste: Christopher, der Magyar Viszla- und der Wolfshundläufer, der Berghundtscheche und "die
Stirnlampe" - das waren meine Trailbegegnungen. Es störte mich keineswegs, aber es war einfach anders als sonst. Zufrieden, wieder am richtigen Weg zu sein, stiegen wir das erste Stück des blauen
Weges ab, das bis zum Erreichen der Forststraße unwegsamer als der grüne Abstieg war.
Ein Umstand war seit dem Wildbachtal nach Karlova Studanka ungebrochen: Sannerk lief und lief und lief mit straffer Zugleine. Es war, als ob wir eine Schallmauer durchbrochen hätten, als wäre ein
Schalter umgelegt worden, ich fühlte mich in einer neuen Dimension - ich war und bin so stolz auf Sannerk. Wer nun denkt, ich glorifiziere meinen Hund, dem stehe dies frei. Ich weiß schon, daß es
kopfstärkere und schnellere, härter ziehende Hunde gibt, aber er hat so viel gelernt und wir waren wohl in so etwas wie einem Flow, jedenfalls mit einem herrlich beflügelnden Gefühl unterwegs.
Wir marschierten nun nach einem durchwanderten heißen Tag in zunehmend angenehmeren Temperaturen wieder knackig dahin und ich hatte den Eindruck, daß es endlos so weitergehen könnte -
unglaublich. Da sollten wir, nun nur mehr ca. 15 km vor dem Ziel, biwakieren? Eine letzte kurze Pause wurde eingelegt, gerade lange genug, um zu trinken, ein letztes Powergel und die dazugehörige
Menge Wasser zu schlucken und in das letzte Paar Laufsocken zu wechseln. Hatte ich doch fast den ganzen Tag vier Liter am Rücken, so schüttete ich bis auf eine eiserne Reserve das restliche
Wasser aus und der Homerun war eingeläutet.
Dieses Powergel ist Energieblitzlieferant und Medizin in einem. Diverse rasch verfügbare Zucker und Koffein wirken wie Popeye the sailor´s Spinat! Es war für mich ein interessantes Experiment,
derart schnell mit Brennstoff versorgt zu sein - ohne das Loch danach, wie bei reinem Traubenzucker - und auch die ermüdeten Füße kaum noch zu spüren. Alle 20 - 45 Minuten habe ich aber nicht
aufgetankt, wie auf der Verpackung beschrieben, sondern nur mit drei Portionen auf der gesamten Strecke. Somit konnte ich die jeweils einsetzende und auch die nachlassende Wirkung spüren.
Strategisch eingesetzt reichte mir das völlig, denn sooo gut schmeckt das süße Zeug auch wieder nicht ;) und mit Willenskraft ging´s bzw. lief´s auch.
Hurtig marschierten wir dahin und fielen später auf sanfter Bergabstrecke wieder in einen Trab. Sannerk lernte der scharfen Schotterung wegen auf Gras und dem seitlichen Sand auszuweichen und ich
erinnerte mich an eine Passage aus Markus Lufts Buch "Modernes Schlittenhundetraining". Demnach sei es ein häufiger Fehler mit der Gefahr von Vertrauensverlust, wenn Musher die Zugleine bergab
und im Zieleinlauf nicht gespannt halten. Daher verlangsamte ich ganz bewußt mein Tempo, wenn Sannerk wegen scharfkantiger Schotterstellen langsamer wurde und hielt dadurch die Zugleine immer
gespannt. Er konnte sich sozusagen anlehnen und zog (dafür) konstant und stärker/konnte dadurch konstant und stärker ziehen. Tempowechsel baute ich ebenfalls ein. Den Ziellauf über die letzten
acht Kilometer haben wir nur durch einen ungefähr zwei Kilometer langen Tempowechsel in den Marschschritt unterteilt. Auch wenn des letzte Powergel bereits verbrannt war, ich fühlte mich noch
immer in einer anderen Dimension und Sannerk lief wie aufgezogen, es war einfach toll. Als ob wir auf unsere "Leichtigkeit des Seins" und unser "Einssein" noch extra aufmerksam gemacht werden
mußten, geleitete uns im Lichtkegel meiner Stirnlampe eine Fledermaus ein kleines Stück des Weges. Auf den letzten zwanzig Metern vor dem Ziel hat sich noch mein Handy abgeschaltet, der Akku war
leer.
Nach 19 Stunden und 33 Minuten erreichten wir sehr zufrieden nach 84 Kilometern im Laufschritt das Ziel. Dort wurden wir von dem Zielteam und einigen Teilnehmern eingeklatscht sowie mit Bier und
Würstel versorgt - von Lada höchstpersönlich serviert. Mit netter Unterhaltung in englischer Sprache fand dieses einsame Dogtrekking seinen gesellschaftlich abgerundeten Abschluß.
Wie schnell die Zeit am Tag danach mit Genußdusche, gutem Essen, gemütlichem Zusammensitzen und Dösen, einer halben gelesenen Buchseite (-> Dösen ;)) vergehen kann, war für mich auch eine neue
Erfahrung, denn bisher hatte ich immer biwakiert und war erst am zweiten Tag angekommen. Das Team Rakousko (= Austria) war heuer mit Nicole, Arnold, Chris, Christopher, Christian, Marian und
seinem Sohn (Schade, daß Mario doch nicht kommen konnte!) sowie mir stärker vertreten, Familienmitglieder sowie der Veteran Kai (auch mit Familie) und Anna Catarina aus dem gleichsprachigen
Norden ergänzten unser Grüppchen zu deutlicher Präsenz. Nach dem Ausschlafen hinkte Sannerk rechts vorne etwas, lief aber gleich darauf wieder normal. Am Nachmittag zeigte er das leichte Humpeln
jedoch wieder, weshalb ich ihn beim Renntierarzt vorstellte. Mit Salbe zwischen den Ballen und Booties verließen wir ihn wieder. Waren die ersten Schritte in den Booties noch übervorsichtig
gesetzt, so lief und scharrte er nach kurzer Zeit, als hätte er keine an. Nun haben wir das mit den Booties also auch geübt ... Am nächsten Tag zeigte er kein Humpeln mehr, es handelte sich wohl
um ein Anzeichen einer leichten Überlastung. Gut, daß wir nur die 84 km absolviert haben!
Für 2012 wurden uns vom Organisator Lada Paral wieder 100 km versprochen, zusätzlich wird es ein Pflichtbiwak geben. Das ist sicher eine interessante Variante, sowohl für Schnupperer als auch für
schnelle Zeiten. Aber es hat uns ohnehin wieder so gut gefallen, daß wir auch nach dem "heißesten, längsten und insgesamt härtesten Pfad des Wolfes in dessen bisheriger Geschichte" gerne
wiederkommen!
Und: Danke, gnädiger Wettergott, der Du bei Tag und Nacht über uns gewacht und uns und vor allem den Hunden den langen Marsch mit Luftbewegung und reichlich Wasser gekühlt hast; mögen auch
weiterhin alle Wanderer und Musher mit ihren Hunden wohlbehalten ankommen!